Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Zur Dokumentation von laufenden Projekten. Zeigt her in Wort und Bild, was ihr gerade näht oder bastelt.

Moderatoren: Kuhfladen, Boobs&Braces

Benutzeravatar
Thalliana
Forumaddict
Forumaddict
Pronomen: sie/ihr
Beiträge: 4268
Registriert: 27. Apr 2010, 19:13

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1950er, S. 8

Beitragvon Thalliana » 21. Jul 2025, 08:20

Was Bluemoon sagt ;) .
Gemüse schmeckt am besten, wenn man es kurz vor dem Verzehr durch ein Schnitzel ersetzt!
Mein Jahres-WIP 2022

Benutzeravatar
Constanze
Schutzheilige der Sechsecke
Pronomen: keine/sie
Beiträge: 4973
Registriert: 18. Jan 2007, 17:53

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2020er, S. 9

Beitragvon Constanze » 31. Jul 2025, 10:55

Projekt: Bluse «manga volante»
Schnitt: Colleccion Patrones No. 3, Schnittbogen
Datierung: Sommer 2024
Stoffe: Baumwolle, handgefärbt mit Kola-Nuss und Indigo
Musik: Jahres-Nr. 1 in Spanien («Si antes te hubiera conocido» von
Karol G)
, in Deutschland («I like the way you kiss me» von Artemas), in der Schweiz («Beautiful Things» von Benson Boone). Ich war etwas schockiert denn, ich habe keines der drei je gehört und finde sie alle fürchterlich belanglos. Die Global Gothic Charts führte The Cure mit A Fragile Thing an.



Und dann habe ich doch noch spontan ein weiteres Jahrzehnt in Angriff genommen. Da ich in den 2000ern und 2010ern relativ viele Schnittmuster gekauft habe, immer mehr historische Sachen nähe aber gleichzeitig gesamthaft weniger, ist der Schnittzuwachs der letzten Jahre sehr überschaubar. Und ja, natürlich hätte ich mir einen hübschen Gratis-Online-Schnitt suchen können, wäre immerhin zeitgemäss gewesen. Aber einen verlässlichen Papier-Neuzugangs-Kanal gibt es: im Urlaub im Ausland kaufe ich meist aus Neugierde eine Nähzeitschrift, so auch im letzten Jahr in Spanien. Die ganze Ausgabe widmet sich Oberteilen, ich entschied mich für ein eher schlichtes, weites Oberteil mit angerüschten Ärmeln.



Dafür wählte ich einen heissgeliebten und langgehegten Stoff, einen mit Indigo und Kolanuss handgefärbten Baumwollstoff aus Gambia. Den hatte ich zusammen mit (unter anderem) dem Rückseitenstoff meines Quilts (das war ein Shwe Shwe Indigo aus Südafrika) 2020 bei einem auf afrikanische Stoffe spezialisierten Online-Shop bestellt, das Porto muss sich ja schliesslich lohnen. Und der Schnitt passte perfekt auf die ca. 1.5 m, die ich von dem Stoff hatte, da er nur 80 cm breit war, blieb quasi nichts übrig. Vernäht hatte ich Indigo-Stoff noch nicht, ich hatte vor Jahren nur mal eine indigo-gefärbte Hose, aber das Abfärben hatte ich erfolgreich verdrängt und fiel mir dann nach einer Weile des Nähens wieder ein, als meine Finger so einen ungesund dunklen Farbton annahmen. Und ja, trotz Vorwaschen. Übrigens riecht er auch sehr nett und für mich nicht einzuordnen, trotz Vorwaschen, nicht sicher, ob es die Farbstoffe sind oder das Geschäft einfach derart nach Räucherstäbchen gerochen hat.



Dank GoogleTranslate war die Anleitung einigermassen verständlich, nur die Verarbeitung der doppelt gearbeiteten und mittig geteilten Passe wollte sich mir nicht erschliessen, also habe ich sie einfach als breiten Beleg genäht, was sich auch besser mit dem Beleg auf der Vorderseite vertrug. Sonst hat es sich glatt runtergenäht. Am Ende war ich etwas erschrocken, wie kurz es werden soll und habe das Maximum aus der zugeschnittenen Länge herausgeholt, wurde trotzdem nur ca. 15 mm länger als vorgesehen, aber letztendlich finde ich es ganz ok.



Der Stoff ist sehr weich, nicht ganz wie Mull, aber doch in die Richtung, wie tausendmal gewaschene Handtücher oder so. Verzieht sich schnell, aber nicht übermässig beim Nähen, ist aber superhübsch zu tragen und knittert nicht so schnell, was ich bei so einem Oberteil sehr praktisch finde.

Tja, das Ergebnis passt wie angegossen, die Grösse habe ich in jedem Fall richtig gewählt. Ob es mir gefällt, steht auf einem anderen Blatt, ganz ehrlich weiss ich es noch nicht. Ist ok, aber ich bin glaube ich etwas verwirrt von dieser Überweite überall, vorne, hinten, Ärmel, alles weit, gleichzeitig ist es am Hals recht eng (sowohl beim Tragen als auch beim Anziehen, der Schlitz könnte etwas länger sein), mal sehen, ob mich das beim längeren Tragen stört. Grad noch nicht sicher, ob ich mir für den Stoff doch etwas anderes gewünscht hätte, aber ich weine nicht gerne über verschüttete Milch, also habe ich jetzt einfach ein ungewöhnliches Oberteil, das immerhin das Muster schön zur Geltung bringt und den Stoff optimal ausgenutzt hat. :yes:



Vielen Dank für das Feedback zu meinen Weiterführungs-Überlegungen bzw. zu der Accessoire, Deko und Krempel-Idee. Es könnte sein, dass ich schon ein wenig geblättert habe und ganz viele Anleitungen für blöde Dinge gefunden habe, die ich unbedingt machen will (wie viele Taschen braucht der Mensch? Ausserdem habe ich offiziell das Verbot meines Partners, eine Kaffeekannenhaube zu nähen). :angel: Aber so ganz weiss ich es noch nicht bzw. erst einmal gilt es, dieses WiP hier zu einem Ende zu bringen. Ein Jahrzehnt fehlt ja immer noch. :mrgreen:
Wer also näht, der weiß auch, wie man trennt.
Elizabeth Barrett-Browning

Der Mangel an "ß"s in meinen Posts ist auf die Schweizer Rechtschreibung sowie Tastaturbelegung zurückzuführen.

Benutzeravatar
Sevenah
****
****
Beiträge: 1912
Registriert: 12. Jun 2004, 23:20

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2020er, S. 9

Beitragvon Sevenah » 1. Aug 2025, 22:01

Das erste Mal finde ich den Stoff interessanter als den Schnitt. Der Schnitt ist eher unaufgeregt und schlicht, aber ich würde ihn genau so mögen. Obenrum figurbetont, nach unten hin weiter und luftig, perfekt für die warmen Tage im Sommer.
Aber der Stoff ist... ich glaube, es gibt kein Wort für das, was ich sagen will. Er wirkt lebendig und ist für einen afrikanischen Stoff erstaunlich dunkel. Und du hast vollkommen recht: Der Stoff braucht einen schlichten Schnitt, um allein zu wirken.
Aber ganz ehrlich? Wäre er mir in die Finger gefallen, hätte ich wahrscheinlich nie gewusst, was ich daraus machen wollen würde.

Benutzeravatar
Sisu
****
****
Beiträge: 1840
Registriert: 19. Jan 2010, 10:34

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2020er, S. 9

Beitragvon Sisu » 1. Aug 2025, 22:19

Der Stoff ist toll, ich hoffe, er färbt dir nicht alles blau! Der Ausschnitt ist mir als Erstes aufgefallen, wäre mir wohl auch etwas zu eng, aber, darauf sehen die kurzen Kettchen, die sonst immer im Auschnitt verschwinden, bestimmt gut aus. Mit Rüschen hab es nicht so, umso besser, dass sie bei diesem Stoffmuster nicht so auffallen. Gute Wahl! :D Die kurze Länge steht dir gut, die muss so sein.

Mir gefällt das Oberteil, ich finde, es steht dir und ich finde, der Stoff ist nicht verschwendet, sonder passt sehr gut.
Always remember, you are braver than you believe, stronger than you seem, and smarter than you think.

Benutzeravatar
Constanze
Schutzheilige der Sechsecke
Pronomen: keine/sie
Beiträge: 4973
Registriert: 18. Jan 2007, 17:53

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2020er, S. 9

Beitragvon Constanze » 2. Aug 2025, 21:56

Sevenah hat geschrieben:
1. Aug 2025, 22:01
Das erste Mal finde ich den Stoff interessanter als den Schnitt. Der Schnitt ist eher unaufgeregt und schlicht, aber ich würde ihn genau so mögen. Obenrum figurbetont, nach unten hin weiter und luftig, perfekt für die warmen Tage im Sommer.
Aber der Stoff ist... ich glaube, es gibt kein Wort für das, was ich sagen will. Er wirkt lebendig und ist für einen afrikanischen Stoff erstaunlich dunkel. Und du hast vollkommen recht: Der Stoff braucht einen schlichten Schnitt, um allein zu wirken.
Aber ganz ehrlich? Wäre er mir in die Finger gefallen, hätte ich wahrscheinlich nie gewusst, was ich daraus machen wollen würde.
Optisch finde ich es gar nicht so schlimm, aber ich habe nicht gerne "freie" Nieren, selbst im Sommer brauch ich bspw. nachts ein dünnes Laken um die Taille, auch wenn es sehr warm ist. Daher wird mir das bei dem Oberteil auch fehlen. Aber beim ersten Tragen habe ich ein Spaghetti-Träger-Top drunter getragen, so geht es super, mal sehen, was ich mache, wenn es wirklich heiss ist.

Jaaa, sooo viele dunkle Stoffe gibt es in dem Shop nicht. :lol: Dieser Hersteller färbt nur Indigo und Kolanuss, alle anderen von ihm haben deutlich mehr braun, aber auch sonst sind dunkle oder kalte Farben eher in der Unterzahl (aber gerade Indigo-Stoffe gibt es schon einige). Es war so ein typischer "möchte ich haben"-Stoff, also ich habe die Finger schon aktiv nach ihm ausgestreckt und die ganze Zeit grob die Idee eines schlichten Tunika-Oberteils gehabt, ohne einen konkreten Schnitt im Kopf. Diesen südafrikanischen hier fand ich auch sehr reizvoll, stell ich mir als Hemdblusen-Kleid super vor, aber für Bestellen auf gut Glück war er mir zu teuer, deshalb nur der für das Oberteil.
Sisu hat geschrieben: Der Stoff ist toll, ich hoffe, er färbt dir nicht alles blau! Der Ausschnitt ist mir als Erstes aufgefallen, wäre mir wohl auch etwas zu eng, aber, darauf sehen die kurzen Kettchen, die sonst immer im Auschnitt verschwinden, bestimmt gut aus. Mit Rüschen hab es nicht so, umso besser, dass sie bei diesem Stoffmuster nicht so auffallen. Gute Wahl! :D Die kurze Länge steht dir gut, die muss so sein.

Mir gefällt das Oberteil, ich finde, es steht dir und ich finde, der Stoff ist nicht verschwendet, sonder passt sehr gut.
Vielen Dank! Ich habe dieses Jahr erstmals eine offizielle 1. August-Feier auf dem Land über mich ergehen lassen, weil ich als Neuzuzüglerin eingeladen war und vorgestellt wurde (für alle Nicht-Schweizer*innen: das ist hier Nationalfeiertag und auf dem Land feiert man das mit Fähnchen, Festrede und Jodelchor). Und tatsächlich habe ich das Oberteil dabei erstmals ausgeführt und es war super. Bequem, gerade nicht zu eng am Hals und abgefärbt hat es auch nicht. Also ja, ich bin sehr zufrieden und fühlte mich weder under- noch overdressed! :yes: Danke auch für den Tipp mit den Ketten, daran habe ich gar nicht gedacht, aber das ist eine gute Idee, so ein paar Kandidaten habe ich da im Schmuckkästchen, mal sehen, welche zu dem Stoff passen.
Wer also näht, der weiß auch, wie man trennt.
Elizabeth Barrett-Browning

Der Mangel an "ß"s in meinen Posts ist auf die Schweizer Rechtschreibung sowie Tastaturbelegung zurückzuführen.

Benutzeravatar
Constanze
Schutzheilige der Sechsecke
Pronomen: keine/sie
Beiträge: 4973
Registriert: 18. Jan 2007, 17:53

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon Constanze » 14. Sep 2025, 18:55

So, zum Abschluss noch etwas Lustiges äh Luftiges :D

Ach ja, die 1910er. Wie schon gesagt, habe ich mich mit diesem Jahrzehnt etwas schwer getan. Größere Projekte wollte ich nicht, da passten Stoffe und Schnitte einfach nicht zusammen bzw. sind sie auch nicht alle alltagstauglich. Also wollte ich eine Bluse nähen, der Schnitt war dann aber so weit weg vom Bild und der Beschreibung, dass ich für die eine Blusenhälfte alles umrechnete und anzeichnete, das Projekt wegen Umzugs danach ewig im Schrank lag und ich die zweite Hälfte letztendlich nicht mehr rekonstruiert bekam bzw. mir auch die Wahl der labberigen Bettwäsche für eine Bluse immer unsinniger erschien. Also wanderte das Projekt in den Müll (bzw. die zugeschnittenen Stoffstücke in die Quilt-Kiste) und ich suchte noch einmal neu.





Letztendlich wurde ich in meinem jüngsten Neuzugang fündig. Im Februar habe ich auf der Antiquitätenmesse eine Ausgabe von »Mode und Haus« von 1915 gefunden, mit Schnittmusterbogen. Meine Begeisterung wurde getrübt, als ich feststellte, dass der Schnittbogen von 1913 und der Handarbeitsbogen noch einmal von einer anderen Ausgabe (Nr. 15 ohne Jahresangabe, das passte weder zum Heft (Nr. 10) noch zum Schnittmusterbogen (Nr. 20).) stammte. Die Verkäuferin blieb hart beim Preis und letztendlich kaufte ich das merkwürdige Konvolut trotzdem und damit viele hübsche Modezeichnungen ohne die Schnittmuster dazu und einen Haufen sehr kurze Beschreibungen für Kleidungsstücke, die sich in einem Linien-Gewirr verbergen und deren Aussehen ich allenfalls erahnen kann. Ich musste recht grinsen, als ich den Titel »Luftbadehemd« bei einem Schnitt las. Die Sache war klar. :mrgreen:



Kurze nerdige Exkursion zum Luftbaden: Mit der zunehmenden Industrialisierung wuchs in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die sogenannte Lebensreformbewegung, ihren Höhepunkt hatte sie etwa in den 1900er und 1910er Jahren, dann kam der 1. Weltkrieg und setzte erst einmal andere Prioritäten. Die Bewegung strebte nach Reformen in verschiedenen Bereichen des Lebens und propagierte unter anderem eine »natürlichere« Lebensweise, vegetarische Ernährung, bequemere Kleidung, Alkoholabstinenz, sportliche Betätigung etc. Auch die vielleicht bekannten Reformkleider der 1900er fallen in dieses Thema. Es ist ein wenig vergleichbar mit heute, wenn wegen all der Bürojobs, Fertigessen und Polyester-Blusen das Internet voll ist mit grünen Smoothies, Sunset Yoga und ungefärbten Leinenhemden.
Aber man muss sich bspw. vergegenwärtigen, dass kurze, luftige Kleidung bei egal welchen Temperaturen gesellschaftlich nicht akzeptiert war, an den Körper kam kaum Luft und auch im Hochsommer trug man lange Hosen und Röcke sowie hochgeschlossene Oberteile. Deshalb wurde nicht nur Sport an der frischen Luft gefordert, sondern auch ganz basal, dass man Luft an den Körper liesse, Luftbaden eben. Wem FKK zu freizügig war oder in sogenannten Naturheilanstalten weilte, der bedeckte sich zum Luftbaden eben als Herr mit Höschen und als Dame mit Luftbadehemd. So, Exkurs zuende.



Eine Zeichnung des Ergebnisses oder der Schnittteile zum Luftbadehemd gibt es nicht auf dem Bogen. Aber das Finden und Nachvollziehen der beiden Schnittteile (Passe sowie Rumpfteil mit angeschnittenen Ärmeln) war nicht so schwierig. Rechteckige Passe und weites Rumpfteil, dass sowohl an den Ärmeln wir auch an Vorder- und Rückseite an die Passe gerafft werden muss (und nein, Luftbadehemd XVI und Luftbadehemd XVII sind nicht dasselbe Hemd in verschiedenen Grössen, das grössere hat eine runde Passe).



Das Rumpfteil verfügt über eine Ansatzlinie für den Ärmel, ich nehme mal an, dass das für schmalere Stoffbahnen gedacht ist, damit man in etwa weiss, wo Stückeln am wenigsten blöd aussieht. Dass bei Röcken und Kleidern nicht die ganze Länge eingezeichnet ist, ist bei so alten Schnitten normal. Allerdings weiss ich normalerweise auch etwa, wo der Saum hin soll. Von Luftbadehemden finde ich keine Fotos oder Zeichnungen, ich habe also keine Ahnung, wie lang das Original sein sollte. Hier gibt es einige Fotos vom Monte Verità, einem wichtigen Ort der Lebensreform-Bewegung in der Schweiz. Auf dem zweiten Foto sieht man weite Kleider an den Frauen links, gut möglich, dass das Luftbadehemden sind, aber die Übergänge zu Sport- oder anderer Kleidung waren in dieser Umgebung sicherlich fliessend (der Monte Vérita war in den 1900er und 10er Jahren quasi eine Aussteiger-Kommune). Hier habe ich noch einen Luftanzug gefunden, der ist aufgrund der dazu getragenen Hose recht kurz.



Die Länge meines Hemdes wurde letztendlich vom Stoff bestimmt. Wenn ich mir historische Fotos der Lebensreformer ansehe, war nicht alle Kleidung zwingend weiss, der Anzug oben ist rot, aber farbig bedruckt wie mein Stoff dürfte eher nicht authentisch sein. Das ist ein Baumwoll-Popeline, den es 2013 mal in einer limitierten Auflage in 5m-Ballen bei Ikea gab. Daraus habe ich bereits einmal ein Sommerkleid genäht, weil ich dort so auf das Muster geachtet hatte, hatte ich einen recht unmöglichen Zuschnitt bzw. sehr unglückliche Reststücke übrig, zudem ist der Stoff nur 115 cm breit. Also wurden die Ärmel gemäss der schon erwähnten Linie angestückelt und auch die Rückseite bekam eine Mittelnaht. Kurz hatte ich die ganzen kleinen Reste noch zu einer Saumrüsche angesetzt, das sah aber sehr merkwürdig aus und wurde umgehend wieder rückgebaut (die Reste sind jetzt bei der gestorbenen Bluse in der Quilt-Kiste). Wahrscheinlich ist es ein wenig kürzer als es authentisch gewesen wäre.



Ja, es ist…weit. Gut, es ist Größe II. Davon ausgehend, dass Größe I wohl die kleinste wäre, müsste es sich bei Größe II um was, 38/40 handeln, so grob? Ich nehme an, Größe I wäre auch nicht signifikant schmaler gewesen. Mein Stoff hat relativ viel Stand, aus einem Musselin wäre es natürlich viel weicher gefallen. So steht es etwas ab und ja, ist schon sehr luftig untenrum. Es war vor der ersten grossen Hitzewelle hier Ende Juni fertig und in diesen Tagen leistete es mir wirklich gute Dienste. Dank des älteren Sommerkleides aus demselben Stoff habe ich auch einen passenden Gürtel, so dass ich die Weite bei Bedarf bändigen kann, wenn es sich mir zu freizügig anfühlt. Damit und/oder allenfalls Leggings ist es durchaus auch für einen kurzen Gang zum Bäcker zu gebrauchen, ins Büro wird es aber nicht mitkommen.



So, das war es also, das letzte Projekt in meinem Jahrzehnte-Wip. Ich werde noch einen Abschluss-Post mit kleinem Fazit schreiben. Ob ich tatsächlich ein neues Wip mit Kleinigkeiten nach demselben Schema starte, habe ich noch nicht entschieden. Vielen Dank an euch fürs Lesen, Motivieren und Feedback geben! :tee:
Wer also näht, der weiß auch, wie man trennt.
Elizabeth Barrett-Browning

Der Mangel an "ß"s in meinen Posts ist auf die Schweizer Rechtschreibung sowie Tastaturbelegung zurückzuführen.

Benutzeravatar
Miss Porter
Forumaddict
Forumaddict
Pronomen: sie/ihr
Beiträge: 2396
Registriert: 28. Jan 2016, 21:56

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon Miss Porter » 14. Sep 2025, 19:29

Das ist doch ein tolles Teil geworden! Die Fischchen sind schöne Farbtupfer und gerade mit Gürtel ist das absolut alltagstauglich. Wenn's im Büro mehr Business sein soll, ist es natürlich nicht ganz passend :kicher:
You'd be surprised how many beautiful gowns have crazy women in them!
- Fairy Godmother, Rogers and Hammerstein's Cinderella

Benutzeravatar
Bluemoon
Forumaddict
Forumaddict
Beiträge: 3706
Registriert: 23. Okt 2005, 21:19

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon Bluemoon » 14. Sep 2025, 19:34

Auf dem letzten Foto guckst du auch so schön polyesterblusenaussteigerinnenirre! :kicher:

Danke für den historischen Exkurs. Ich wundere mich ja manchmal, warum die Schweiz und Österreich gefühlt so super anfällig für gesundheitsbezogene Schwurbeleien sind, aber es scheint sich jedenfalls nicht um ein neues Phänomen zu handeln bzw. der Grad zwischen neuen Erkenntnissen und esoterischer Übertreibung ist auch manchmal schmal. :gruebel:

Dem Muster kann ich nicht so viel abgewinnen, aber den Schnitt finde ich sehr freizeittauglich und lässig an dir.
Umwege erweitern die Ortskenntnis.

Benutzeravatar
Sevenah
****
****
Beiträge: 1912
Registriert: 12. Jun 2004, 23:20

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon Sevenah » 14. Sep 2025, 22:18

Glückwunsch zum neuen Ausflug in historische Sphären und auch von mir ein liebes Danke für die Erklärungen. Ich habe nämlich auch noch nie von einem Luftbadehemd gehört, geschweige denn vom Luftbaden. Naja, heute ist Waldbaden angesagt, das würde da auch sehr gut zu passen.

Der Stoff ist wirklich sehr eigen und braucht definitiv seinen eigenen Raum, aber ich würde ihn jetzt nicht gleich furchtbar nennen.
Das Hemd selbst... nja, wirklich auffallend als historisch ist es überraschenderweise nicht. Es gibt ja auch heute noch sehr weite Sachen (die Palazzo-Hose oder Leinenhemden und -tuniken), die nur teils mit Gürtel gerafft werden.

Aber, meine Liebe, was mich wirklich zum Lachen gebracht hat, ist dein Blick. Huah! :lol: So ein irrer "Ich trag das und es gefällt mir und wehe, du sagst was anderes"-Mörderblick.

chaotic
Nähkromant:in
Nähkromant:in
Beiträge: 6416
Registriert: 31. Jan 2008, 11:52

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon chaotic » 15. Sep 2025, 07:32

Ich finde das Kleid auch klasse! Die Geschichte dazu ist interessant und das Ergebnis ist ein angenehm wenig seltsames Sommerkleid. Ich finde die Weite nicht zu viel, sondern luftig genug für heiße Sommertage. Und spätestens mit Gürtel wissen nur Eingeweihte, was das Kleid darstellt, alle anderen halten es für ein "normales" Sommerkleid.
Ich spinne und stricke - wenn ich nicht gerade meinem Leben hinterherlaufe...

Benutzeravatar
Sisu
****
****
Beiträge: 1840
Registriert: 19. Jan 2010, 10:34

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon Sisu » 15. Sep 2025, 10:54

Dieser Stoff liegt bei mir noch in voller Länge im Schrank, bisher habe ich noch keine Verwendung dafür gefunden. Er braucht schon etwas Raum, und eine Person, die ihn tragen kann. Das schaffst du mit Links! Je mehr ich es ansehe, umso besser gefällt es mir, vor allem mit Gürtel. Ich könnte mir vorstellen, dass das Kleid mit breitem, schwarzem Gürtel sogar recht schick wird, dazu evt. grosse, rote Ohrringe, Sandalen oder Pumps dazu...
Always remember, you are braver than you believe, stronger than you seem, and smarter than you think.

wuselwesen
Nähkromant:in
Nähkromant:in
Pronomen: sie/ihr/they
Beiträge: 6273
Registriert: 15. Dez 2004, 11:52

Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 1910er, S. 9

Beitragvon wuselwesen » 15. Sep 2025, 11:17

Ich finde ja das Luftbadehemd ( :mrgreen: ) gibt ein super Schluffzi-schick Sommerkleid ab 🩷💗💜
wusi wuselt weiter als wuselwesen :mrgreen:


Zurück zu „Work in Progress“

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Dragon_Angel und 1 Gast