Ich dachte ich nehme euch mal mit auf ein Elektronikprojekt.
Nämlich habe ich eine Tastatur gebaut. Eigentlich sogar 2. Und zwar keine Standard-Tastatur, das wär ja langweilig, sondern eine geteilte, ergonomische.
Schritt 0 - das Modell
Der erste Teil der Planung ist mal der theoretische. Da gibt es ein Tool, mit dem man über sehr viel Konfiguration eine eigene Tastatur als 3D-Modell erstellen kann. Das Tool heißt "Cosmos" und wird von einer einzelnen Person als Opensourceprojekt entwickelt, große Bewunderung!
Das hier ist nur die Hälfte, insgesamt wird die Tastatur 68 Tasten haben, davon 6 für den Daumen. Warum lassen wir so einen geschickten Finger nur auf die überdimensionierte Leertaste los, wenn der so viel mehr kann.

Schritt 0.5 - Teile bestellen und Teile vorbereiten.
Die Tastenkappen werden jeweils auseinandergebaut, ganz dünn mit Fett eingepinselt, und wieder zusammengebaut. Das ist ordentlich zeitaufwändig, aber so ne schöne monotone Arbeit.

Dioden werden gebogen (sieht man ganz rechts).
Und das Kabel wird gecoiled. Das hat nicht so arg gut geklappt, aber egal, es hält erstmal.

Schritt 1 - 3D-Druck
Die ersten Testdrucke hatten noch ein paar Schwierigkeiten:
Löcher in der Hülle und superscharfe Kanten

und eine Stelle wo die Tastenkappe gegen das Gehäuse reibt.

Glücklicherweise kann man diese Modelle, obwohl sie noch keine Funktion haben, schon probetippen und damit auch optimieren wie sie sich an der Hand anfühlen. Da musste ich aber nicht viel ändern.
Außerdem der Microcontrollerhalter, der nicht ganz zu meinem Microcontroller passte. Das rot angemalte wegschneiden, das Halterteil für die Buchse weiter nach vorne schieben, CAD sei Dank aber alles machbar.

Schritt 2 - Löten
Wir sehen hier von unten in die Hülle hinein. Die Tasten (weiß) haben unten jeweils 2 Drähte. Wird die Taste gedrückt, haben die elektrische Verbindung, super simpel. Damit der Controller später weiß welche Taste gedrückt wurde, wird jeweils ein Beinchen als Reihe verbunden, das andere Beinchen als Spalte. In den Reihen werden zusätzlich noch Dioden verbaut.
Weil ich gut im Schmuckdraht biegen und schlecht im Löten bin, hab ich jeweils mit der Rundzange Loops gebogen im richtigen Abstand, und dann die Loops um die Beinchen gelegt, dann ist es super einfach zu löten. Im Bild ist der linkere lilane Draht noch nicht verlötet, da sieht man es gut.

Dann kommen an jede Reihe und jede Spalte noch die Kabel zum Microcontroller, hier hab ich welche genommen die schon Steckverbinder an einer Seite hatten um sie einfach an den Microcontroller zu stecken.

Kabelchaos bändigen und Halter festschrauben. Hier sieht man auch wie der geänderte Controllerhalter jetzt passt.

Schritt 3 - Software
Hier gibts keine Bilder, aber ich hab gekämpft. Die Software heißt QMK und ist in C geschrieben (was ich nicht wirklich kann), ich hab natürlich nichts ganz standard gemacht und musste einiges selbst anpassen. Besonders toll ist auch wenn man echt nicht weiß ob Fehler an der Hardware oder an der Software liegen. Sehr froh war ich über die Steckverbinder, denn das Controllerdiagramm das dabei war war absolut falsch und ich musste alles nochmal umstecken. Aber irgendwann hatte ich dann alle Probleme gelöst. Heureka-Moment wenn plötzlich wirklich die richtige Taste den richtigen Buchstaben ausspuckt

Fertig!

Und warum eine geteilte Tastatur? Nur damit Mira da Platz hat natürlich.
