Bluemoon hat geschrieben:
Aber bist du sicher, dass Vögel bei Frost noch Baden? Brauchen die nicht das wärmende Luftpolster im Gefieder zwingend?
Kurze Netzrecherche zeigt: Parasiten im Gefieder gibts auch im Winter und wenn die Strategie der Vogelart baden ist, um die Mitbewohner zu bekämpfen, dann baden sie auch im Winter. Es wird dann weniger ausgiebig als im Sommer gebadet (wo das Bad dann auch dem Stressabbau dient) aber es wird gebadet. Das Gefieder ist wasserabweisend, das Wasser spült also Schmutz und Parasiten aus. Um dann schnell wieder trocken zu werden, schütteln sich die Vögel kurz aber heftig und dann sind sie fast trocken. Sie müssen dann wieder aufwärmen aber dafür fliegen sie dann umher. Das wiederum kostet Energie und sie sind dann gute Futtergäste. Wenn es schneit/regnet werden sie auch nass und kommen damit klar.
Und trinken müssen sie auf jeden Fall: Durch das Trockenfutter/Fettfutter bekommen sie nicht so viel Flüssigkeit, wie sie brauchen. Wenn man füttert, dann muss man eigentlich auch Wasser hinstellen! Zudem sind viele Gewässer, die es natürlicherweise gibt, auch durch den Menschen verschwunden. Pfützen auf der Straße? Gibt es nicht mehr (wäre als Eisfläche dann auch gefährlich für den Verkehr). Bäche in der Stadt? Kanalisiert...
Und wenn ein Vogel an einer Pfütze am Straßenrand im Winter trinkt oder badet, dann holt er sich noch Schlimmeres ins Gefieder und den Magen: Streusalz!
Kurz und gut: Der Mensch macht es allen um ihn herum echt schwer.
Und deswegen bin ich auch ein Verfechter von ganzjährig füttern und Wasser anbieten. Damit kann ich persönlich etwas gegen all den Mist machen, den Menschen (und auch damit ich) der Natur antuen.
Achja, wer Wasser anbietet, muss die Schalen regelmäßig (alle 2-3 Tage, bei Bedarf auch häufiger) reinigen. Ansonsten verbreiten sich Parasiten. Wenn man also tote Vögel im Garten und Umgebung findet und nicht gerade Katzen daran Schuld sind, dann kann es an der eigenen Tränke liegen. Gleiches gilt fürs Futterhaus: Durch Wasser verklebtes Vogelfutter (Regen) und Kot muss auch beseitigt werden.
So, Exkurs vorbei
Ich war im Mittag einkaufen.
Basiskosten für eine Trinkstelle (ein Pflanzstein und eine Wasserschale): 16,38 Euro - geht bestimmt auch günstiger
Kosten für 5 Grablichter (aktuell beim Discouter): 3,99 Euro
Geschichte am Rande: Ich war im Baumarkt und hatte die Pflanzsteine auf dem Lastenwagen, hatte gerade die Topfutersetzer ausgetestet (sie sollten vollflächig aufliegen, damit keine Mäuse rein krabbeln zu den brennenden Kerzen) und war auf dem Weg zur Kasse. Ein Baumarkt-Mitarbeiter schaut auf den Wagen: "Grablichter haben wir aktuell nicht" Ich war erst etwas verwirrt aber ja, die Anleitung aus dem Internet sagte, aus Sicherheitsgründen sollten es am besten Grablichter sein. Ich hab mich bedankt.
Eine Kundin, die daneben stand und mitbekommen hatte, dass ich gar nicht nach Grablichtern gefragt hatte: "Wieso Grablichter?" der Baumarkt-Mitarbeiter: "Die Dame hier baut eine frostfreie Vogeltränke" Frau: "Oh, geht das? Ich brauche auch Material! Können Sie mir sagen, was ich benötige?"
Ich hab die beiden dann alleine gelassen
Das Material:
Dann Bohrmaschine vorbereiten und einen 8 mm Beton- oder Steinbohrer einsetzen - es gehen auch 6 mm. Allerdings nicht größer als 8 mm, da sonst wieder sehr kleine Mäuse reinkommen können und ich will ja keine Tierfalle bauen.
Bei mir wird "dreckproduzierende" Arbeit im Vorgarten gemacht. Das ist eine Wildwiese und zum Bohren oder Steine schneiden lege ich das Material da aus. Da der Boden aktuell durch den Frost gut trägt, habe ich diesmal nicht meine übliche Palette unter den Stein gelegt.
Und da ich ein großer Freund von Arbeitssicherheit bin: S3 Schuhe angezogen, Gehörschützer "installiert", Schutzbrille angezogen
... und es konnte los gehen.
Auf etwa 2/3 der Höhe des Steins habe ich je Pflanzstein 7 Löcher gebohrt, um die Luftzufuhrt für die Kerzen zu ermöglichen. Man könnte auch mit einem Winkelschleifer Schlitze in die Oberkante ziehen. Der Stein auf den Bild liegt mit der Oberseite zum Betrachter.
Das Bohren im Vorgarten hätte nur 5-6 Minuten dauern können - aber das Bohrerfutter der Maschine geht wohl kaputt. Also hatte ich mehr Ärger mit der Maschine als nötig und damit steht gleich noch die Recherche für eine neue "kleine" Bohrmaschine an. Meine große Bohrmaschine wäre zu viel des Guten, der Akku-Schrauber hat nicht genug Power.
Dafür haben einige Nachbarn nun auch die Idee der frostfreien Vogeltränke - ein Plausch mit Nachbarn, die am Vorgarten vorbei spazieren ist immer drin.
Dann habe ich in der Garage noch glatte Steinplatten, davon habe ich je Tränke eine genommen.
Die eine liegt auf dem Mäuerchen - sollte Wachs aus den Kerzen heraus kommen, weil doch mal ein Grablicht kaputt ist, dann läuft es nicht auf die Mauer sondern bleibt so auf der Platte. Da die Grablichter klein sind, habe ich zwei hineingestellt und angezündet.
Den Topfuntersetzer aufsetzen, kurz prüfen, dass der Pflanzstein oben abgedeckt wird. Und dann kaltes Wasser eingefüllt:

Rechts über der Wasserschale sieht man eine der Futterstellen: Eine Knödelspirale, in die Meisenknödel ohne Netz kommen. In der Hecke, geschützt vor Katzen und vor allem von Spatzen, Amseln und Meisen stark frequentiert.
Man sieht unter dem Pflanzstein auch die Steinplatte.
Die zweite Trinkstelle musste erst vorbereitet werden. Hier steht sonst ein Metallgestell, in dem auf etwa 1,20 m Höhe eine Wasserschale (Untersetzer) aufliegt und eine zweite auf etwa 15 cm Höhe eingehängt ist. Das Metallgestell musste ich also erst rausholen, die Fläche vorbereiten: Mulch auf Seite schieben und dabei die vorwitzigen Spösslinge der Frühblüher-Zwiebeln (vermutlich Krokus) nicht beschädigen.
Dann auch hier eine Steinplatte in den Boden eingelegt. Warum?
1) Ich will auch kein Wachs auf/in der Erde haben
2) Es soll sich kein grabendes Tier hierein verirren, zum Beispiel Wühlmaus
3) Damit habe ich auf jeden Fall eine gerade Fläche für das Aufstellen der Kerzen
Damit die Steinplatte gerade ist und da ich keine Wasserwaage zur Hand hatte, habe ich hier erst den Untersetzer aufgelegt und etwas Wasser eingefüllt: Tadaaa, Wasserwaage selbst gemacht mit dem Material, was eh gerade greifbar war (jaaa, ich freue mich wie ein Kind über sowas).
So lange die Erde unter der Platte bearbeitet, bis die Platte gerade aufliegt und dann den Pflanzstein drauf.
Kerzen anzünden und rein, Schale auflegen und mit Wasser füllen.
Und noch während ich an der Schale im Garten hinten dran war, hat vorne eine Kohlmeise gebadet.
Noch eine Ansicht von der Terrasse aus:
Und eine Ansicht aus der 1. Etage:

Man sieht das große Futterhäuschen vor der Terrasse. Gäste vor allem Meisen, Finken und Corvide. In Sommer steht das Häuschen nicht, da ist hier der große Sonnenschirm. Alle anderen Stellen bediene ich das ganze Jahr über.
Links hinter dem Flieder ist in der Hecke noch ein kleines Häuschen aufgehängt. Gäste hier vor allem Spatzen, Heckenbraunelle, Rotkehlchen.
Im Staudenbeet rechts hinten ist ein Gestell für die Kletterrosen mit 1,80 m Höhe. Da hängt auch nochmal ein Knödelspender drin. Gut besucht vor allem von Spechten, Staren, Corviden, Meisen, Amseln.
Und ja, der Garten ist echt klein und überschaubar. Rechts neben dem Staudenbeet ist Nachbars-Garten. Hinter den Buchenhecken sind Gärten der Mietshäuser rechts und links unseres Doppelhauses. Und die Bäume weiter hinten sind ein Biotop. Ich wohne nominell noch im Bereich "Innenstadt" einer Großstadt. Dafür ist es aber ziemlich grün und in den Bäumen hinten wohnen auch Waldkauz und Uhu...
So, zurück zum Projekt:
Im Sommer werde ich die Pflanzsteine noch grün/braun betupfen, so dass sie sich besser in den Garten einpassen.
Und im Vorgarten wird es auch noch eine entsprechende Tränke geben. Die werde ich aber erst errichten können, wenn es nicht mehr so kalt ist: Ich möchte sie eingraben und den Pflanzstein hier dann auch nicht anbohren sondern mit dem Winkelschleifer einschlitzen. Die Tränke hier ist bodennah und ich will die Konstruktion dann auch nicht ausbauen. Im Sommer müssen hier aber auch die Igel dran trinken - die sind im Vorgarten im Sommer seeeehr aktiv.
Jetzt genehmige ich mir einen Capuccino und einen Keks und gehe ins Wohnzimmer und beobachte die Vögel
Danke fürs Zuschauen und: Einfach nachmachen
Ich berichte dann die Tage, ob 2 Grablichter ausreichen, wie die Becken angenommen werden, ob es wirklich kein Eis gibt...
Edit: Es ist weiterhin -1 Grad. Im Mittag war nach nur 2 Stunden "kochendes Wasser auf Eis aufgegossen" auch hier schon wieder eine Eisschicht auf allen Schalen. Jetzt nach 2 Stunden mit dem neuen System, ist kein Eis sichtbar.