Für alle, die noch ein Brautkleid-WIP verkraften ... ;)

[Florence]

Gute Idee mit der Taillenlinie und der Faltenwurf vorne ist ja exquisit!

[Alice*]

Nach zwei Tagen arbeit habe ich jetzt einen annehmbaren Proberock vorzuweisen (morgen muss ich die aktuellen Änderungen nocheinmal anschauen, da lief mir heute die Zeit davon). Aber alles der Reihe nach ...

Den Schnitt habe ich genauso wie meinen 1:4 gezeichnet, dann aber festgestellt, dass die Saumrundung doch mehr Breite braucht, als ich eingeplant hatte, aber ich dachte mir dass ich vllt. dann noch etwas kürzen kann und sich dies Problem ggf. von selbst löst. Der Zuschnitt ging sich haarscharf in meinem Arbeitszimmer aus:



Dann habe ich es mal so auf die Puppe gesteckt, um mir die Faltenposition anzusehen, da ich diese nicht vorab festlegen wollte um es auf die Breite der Schleppe im Verhätnis zum sichtbaren Rückenrock einzuteilen.



Auf der Puppe alle schön und gut, bis ich es anprobiert habe. So am Körper hat es mir gut gefallen, aber mit dem Korsett drüber, war die Weite zu sehr zusammengedrückt und sah einfach zu viel aus. Die Falte war kaum sichtbar, da sie ebenfalls einfach unter das Korsett geschlüpft war.

Gut, nach langem Hin und Her entschied ich mich die Weite nicht direkt vom Taillenring aus zu generieren, sondern eine glatte Passe zu arbeiten, an die ich dann den Rock nähen kann. Es half außerdem die fehlenden Länge irgendwie "herauszuholen", da die Schnittform sich im Rücken nach oben schob und mir unten dann Länge fehlte, die ich wg. der vorgegebenen Stofflänge nicht einfach unten ansetzen kann.
Bei der Passe habe ich mich dann irgendwo in der Schnittkonstruktion verrechnet und die Taillenlinie hat sich, da relativ schräg wegen der Rundung und ohne Seitennaht, dann doch gehörig ausgedehnt, sodass der Rock tiefer saß als geplant und die Passe vorne und seitlich aus dem Korsett herausgeschaut hat. Sah echt doof aus. Außerdem hatte ich nicht bedacht, dass die Falte ja viel tiefer sitzt und sich bei einem breiteren Rückenrock an einer anderen Position befinden sollte, damit es gut zur Schleppe passt - habe jetzt auf zwei Falten, diese aber dafür weniger tief, umgestellt.

Viel Herumgerechne, Trennen, Stoff am Rockansatz anstückeln (boah, ich will nie wieder mit so einem riesigen Schnittteil arbeiten müssen! ), habe ich dann noch einen Versuch gemacht. Sah dann "voll angezogen" so aus:



Schon besser, da man jetzt die Ansatzkante nicht sah, aber irgenwie war die Ansatzlinie immer noch so weit, dass es sich vorne gestaucht hat - es sieht immer noch aus, als wäre der Rock oben leicht gerüscht, was er nicht ist. Außerdem hat mir die Verteilung der Glocken nicht gut gefallen, daher habe ich die Ansatzlinie am Rock vorne noch etwas anders gerundet, in der Hoffnung der Fall wird sich ändern. Im Zuge dessen hat mein Freund auch gleich noch ungefähr die fertige Länge gesteckt damit der Rock in Zukunft bei den Anprobene nicht dauernd aufsitzt und ich auf einen Schemel steigen muss um den Fall zu sehen. Vorne ist der Rock zu kurz, da ich dort bei den ersten Versuchen Länge weggeschnitten hatte, die ich jetzt wieder bräuchte ...

Die neue Passe sieht mal auf der Puppe so aus (nicht wirklich schön drapiert, daber zur Anschauung reichts ):



Ich hoffe die Tüftelei hat bald ein Ende, da ich mir den Rock doch irgendwie einfacher vorgestellt hatte

[Alice*]

Heute den Schnitt nocheinmal abgeändert und fertig gemacht (Passe vorne doch wieder etwas verlängert aber wieder auf die aktuelle Weite gekniffen, für weniger Geknautsche an der Ansatznaht und das Rockteil an der Ansatznaht vorne halbseitlich etwas herausgelassen, damit die Glocken anders fallen).
Sieht jetzt von allen Seiten so aus:



Man könnte einwenden, dass mich der Rockschnitt vorher mit der flachen Front etwas schmäler macht, aber irgendwie hat mich der Fall der vielen Glocken genervt, weil es nie symmetrisch und einfach zu viel auf einer Stelle war. Für mich ist es so wohl vom Tragen her praktikabler, da ich nicht dauernd am Zupfen sein möchte - hoffe es geht mir auf!

Voller Motivation habe ich den Oberstoff heute schon zugeschnitten (außer die Innenpasse, da ich dachte ich würde sie erst später ansetzen - mache ich wohl morgen noch, da ich mich doch für eine andere Verarbeitungsreihenfolge entschieden habe) und bezeichnet.

Die Passe habe ich doppelt beklebt: Einmal mit weicher Vlieseinlage und dann noch mit einer dünnen aber recht stabilen Gewebeeinlage. Da die Rückenmittenaht in der Passe schräg ist, habe ich zusätzlich noch ein kettverstärktes Vliesbändchen eingeklebt, damit sich beim Nahtreißverschluss hoffentlich nichts ausdehnt und wellt.
Als Stabilisator in der Taille habe ich noch ein schärges Bändchen ganz gedehnt in die Hälfte gebügtelt und so angesteppt, dass der Bug knapp in den Bund schaut und die Nahtzugabe kantig mit jener der Oberkante abschließt (kann ich ggf. später noch stufig zurück schneiden). Das hatte schon beim Probebund Wunder gewirkt und kann hoffentlich ausgleichen, dass ich keinen geraden Extra-Bund mehr oben ansetze.



Am Rockteil habe ich nur die Rückemittenaht auf der Länge des Reißverschlusses ebenfalls mit kettverstärkten Vliesbändchen beklebt.

Morgen gehts dann hoffentlich genauso gut weiter!

[Amhrán]

Der Rock schaut jetzt schon traumhaft gut aus!

[Bluemoon]

Dem schliesse ich mich an.
Finde die Entscheidung, die Glocken gleichmässig zu verteilen, gut. Es wirkt nicht mehr so wuchtig wie in dem Post vorher.

[Hana]

Ich finde die faltige Front schöner als die glatte - die Falten fallen so schön gleichmäßig, da frohlockt der innere Monk. Und es wirkt so schön voll und üppig. Gute Entscheidung!

[Alice*]

Gestern und heute ging einiges weiter - der Rock ist bis auf Futter und Säume fertig.

Nachdem ich die Innenpasse auch bereit hatte (ging noch haarscharf aus dem Stoff- und Einlagerest, der übrig waren raus), gings ans Ansetzen der Außenpasse, dann einnähen des Nahtreißverschlusses bis oben. Dann wurde die Innenpasse oben angesetzt, längs an den Reißverschluss gestürzt und noch eine Schlaufe für den Gegenknopf dabei mitgefasst.
Was sich in zwei Sätzen beschreiben lässt, hat aber doch so einige Stunden gedauert ...

Den ganzen Rock gibts dann noch zu sehen, wenn ich fertig bin, jetzt erstmal nur die Passe mit ihren Details (leider schlägt die Außenpasse manchmal nach dem Dämpfen leichte Blasen an bestimmten Stellen - ich vermute die Klebepunkte haften dort nicht so gut, aber ich kann da jetzt nichts mehr machen - ist eh unter dem Korsett). Einmal von außen und einmal "innenschön" mit Zwirnknopf:

[Alice*]

Mittwoch abend zu Hause "herrenlos", da habe ich mich endlich an den Futterschnitt für den Rock gesetzt. Da es ja zum Oberrock keinen "echten " Basisschnitt gab, konnte ich von nichts ausgehen, außer der Passenansatzweite und einer ungefähren Saumweite.

Zuerst hatte ich einen normal gemäßigten Glockenrock aufgestellt, dann aber gemerkt, dass ich hinten, wo die Falten liegen, ja am Saum gar nicht so viel Weite brauche ... und nochmal von Vorne angefangen.

Im Endeffekt ist es jetzt ein Rock geworden, den ich hauptsächlich vorne aufgedreht habe und hinten dann ebenso zwei Falten, aber mit weniger Tiefe. Ich schneide es wieder nur als ein Schnitteil im Bug zu und hoffe einfach, dass die schräge Rückenmitte kein Fehler ist ...



Am Freitag dann das Futter zugeschnitten, bezeichnet, RM geschlossen und alles außer der Saumkante versäubert.

Da der Rock jetzt eine Woche an der Puppe "abhängen" (hihi) durfte, haben sich die schrägen Partien doch ziemlich ausgehangen und er war natürlich an der Seite deutlich länger: Ich musste die Länge abgleichen.

Dabei hat mir mein mir bald Angetrauter geholfen - er hat das zum ersten Mal mit dem Lotmaßband unter meiner Anleitung gemacht und sich wirlich gut geschlagen! Anfangs war ich etwas ratlos, wie ich am besten entlang der wenigen Stecknadeln einen schönen Verlauf direkt am Stoff zeichnen soll (Kreide doof weil sich schräg wieder alles verzieht, Bleistift ebenso und sieht man ggf. durch, Schnitt konnte ich weg. dem Aushängen nicht mehr drauflegen), aber dann kam mir eine Idee: Das Kreiderädchen (ich habe auch eines ohne Zacken, das ganze Linien und nicht nur Punkte macht). Auf einem Probestück getestet war es auch wieder ausbügelbar. Somit habe ich damit (ohne Kopierpapier drunter) einfach mit dem Rädchen quasi eine Linie in den Stoff "geritzt" so konnte ich bei wackeligen Linien einfach nocheinmal an anderer Position eine neue Linie ritzen, bis mir die ganze Rundung gleichmäßig harmonisch vorkam. Das dann mit Faden bezeichnet und wieder auf die Puppe gehängt, da ich jetzt mal die Länge "wegbiegen" muss um es nocheinmal mit den Schuhe zu kontrollieren, dafür aber mehr Zeit brauchte.

Da ich dann eben noch etwas aber nicht mehr viel Zeit hatte, habe ich noch eine unliebsame Kleinigkeit erledigt. Die Druckknöpfe der Rückenschließe am Korsett angenäht. Diese muss fest fixiert sein, da ich dort ja dann die Schleppe einknöpfen muss. Wobe ich die Drucker für die Schleppe werde ich erst positioniern, wenn ich die Position am "Schleppenbeleg" festgelegt habe, was ich wiederum erst machen kann, wenn die Länge der Schleppe an die Rocklänge angepasst wurde.



Morgen geht's mit dem Rockabgleichen und wenn alles passt mit Handsaum weiter.

[deepdarksin]

Diese ganzen kleinen Detailarbeiten und Optimierungen, die in so ein Kleid fließen, finde ich total spannend. Danke, dass du das so genau alles beschreibst.

[Alice*]

@deepdarksin: Vielen Dank, freut mich, dass außer mir auch noch jemand einen "Mehrwert" davon hat (ich finde die Doku für mich persönlich ganz gut, weil ich dann sehe, wieviel ich schon geschafft habe - fertig sieht es nämlich immer nach sehr viel weniger Arbeit aus).

Letzte Woche am Sonntag dann die Länge abgeglichen und die 4,4m Saum von Hand genäht (ich mag das, es ist meditativ, aber der Körper mag's halt nicht so gerne, weil man immer in der gleichen Position ist).



Heute habe ich das Futter von Hand eingenäht (ich hätte es aber auch mit der Maschine fixieren können, weil man gut dazu kam). Leider habe ich den Schlitz für den RV etwas zu kurz gemacht, jetzt ist halt wenn der RV ganz offen ist, etwas Futter zu sehen. Ich komme aber trotzdem gut in den Rock, daher mache ich da nix mehr auf.

Solange ich das Futter aushängen lasse, damit ich dort auch den Saum abgleichen und machen kann, denke ich nochmal über die Schleppe nach.
Soll ich sie bündig mit dem Rocksaum abschließen oder doch etwas kürzer lassen? Was meint ih? (ich sage jetzt bewusst mal nicht, was mich vom Gefühl her mehr anspricht, weil ich nichts verfälschen will ). Bitte das zu lange Futter und die Miez unten gedanklich ausblenden ...

[bara-chan]

Das sieht wirklich nach richtig viel Arbeit aus, aber das Kleid wird bestimmt richtig richtig toll!
Mir gefällt die obere Variante besser

[Bluemoon]

Schade, ich dachte vor dem Lesen, das raushängende Futter sei ein Petticoat/ sichtbarer Unterrock. Da fand ich Bild 2 schöner (und wahnsinnig edel! Prinzessin Serenity trifft Kaiserin Sissy. Oder so. )

Wenn es aber nur um Schleppe und Rock geht, hat für meinen Geschmack Variante 1 mehr "visual interest".

Um beide Urteile auf den gemeinsamen Nenner zu bringen: 2-Stufig find ichs am schönsten.

[Priscylla]

Ich bin auch für eine Stufe, also eine kürzere Schleppe! Das bringt mehr Pfiff rein. Alles auf gleicher Höhe ist eher langweilig in der Optik.
Und: es wird nie so perfekt sitzen, wie an der Puppe. Du bewegst dich und da würde eine Schleppe auf gleicher Länge ohnehin nicht auf gleicher Höhe sitzen...

Ich persönlich würde sogar eine Spitze unten einbauen, um noch mehr Hingucker einzubauen

[Alice*]

Oh wow, ich hatte nicht gedacht, dass an einem Freitag hier schon so schnell jemand schreibt - vielen Dank!

Ihr habt genau meine Gedanken ausgesprochen - ohne Stufe ist es einfach zu brav. Obwohl mein Kopf ja immer alles "passend" haben will, fand ich es dann optisch langweilig. Eine Spitze am Ende wäre sicher auch spannend, aber ich habe den Saum schon mühsam gemacht und wüsste ehrlich gesagt nicht, wie den in schrägem Fadenlauf mit dem Faltenwurf gemacht hätte

Gut, dann also mit Abstand, sobald ich wieder den Herren zum Abstecken bei der Hand habe.

Da ich noch ein wenig Zeit habe, bevor ich auch mal was anderes als Hochzeitsvorbereitungen mache, widme ich mich den Schuhen.
Ja man könnte einfach weiße Schuhe kaufen und gut ist. Ich kann aber mit Absätzen nicht gehen, bekomme in Ballerinas/Sandalen kalte Füße (vor allem sollte es regnen oder nicht so tolles Wetter sein) und fand es generell blöd Schuhe für nur einmal Anziehen zu kaufen.
Ich habe gebraucht Schuhe gefunden, die mir passen, meinen Wünschen und Gewohnheiten entsprechen und die ich ggf. von meinem Schuster nach der Hochzeit oben auf schwarz umfärben lassen kann, weil sie echtes Leder sind.
Das Plateau hat ein cooles Muster - leider mit Beige dabei, was mir so gar nicht in den Kram passt und die Verkäuferin hatte mir auch verschwiegen, dass es zwei dunkle Stellen gibt (ich habe es beim schnellen Anprobieren in meiner Euphorie nicht gesehen ). Auch wenn man es beim langen Kleid kaum sieht, wird es spätestens sichtbar, wenn ich nur noch das Unterkleid trage.
Inspiriert von einem Theaterkostümkurs und meiner Chefin dachte ich mir, es wäre doch gelacht, wenn ich das nicht ändern könnte - ich besprühe das Plateau einfach in weiß.
Also alles abgeklebt und los gehts! Einziges Problem das sich ergeben könnte: das Muster ist aus Kunststoff, was ggf. eine Reaktion mit dem Lack hervorrufen könnte, sodass alles am Schluss klebrig bleibt ... daher muss ich erst mal einen Test machen und 24 h warten. Falls es nicht klappt muss ich mir eine neue Lösung überlegen ...

[Bluemoon]

Bei den Schuhen bin ich nicht der Fan, aber ansonsten möchte ich kurz rauslassen, dass ich den Stil total cool finde. Einerseits clean, durch lange grade Linien an Rücken und Rock und dieses unfassbar ordentliche (fast wie gezeichnete) Korsett. Dazu das perfekt ent-fältete Unterkleid mit ebenfalls nur Linien (in Mesh) als Schmuck.

Man sagt ja, ein wirklich leckeres Gericht lebt nicht NUR von der Kochkunst, sondern auch der Qualitæt der Grundzutaten.
Deine Zutaten sind einzeln schon so schmackofazi, dass ich mir das Gesamtbild als reinste Geschmacksxplosion im Besten Sinne vorstelle.