Holzarbeiten
Verfasst: 17. Dez 2024, 21:45
Hier kommt der versprochene Holzarbeiten-Thread! 
Ich hatte das große Glück, in den letzten zwei Monaten in einer Holzwerkstatt etwas werkeln zu dürfen. Entstanden sind dabei eine langwierigere Sache für mich und kleine Geschenke für mein Kind und die Niblings.
Legen wir los mit dem langwierigen: einer Schüssel.
Gestartet bin ich mit einem Holzblock. Davon habe ich kein Bild. Aber nach den ersten paar Werkelstunden (Inhalte: Außen- und Innenkreis für den oberen Rand aufzeichnen, unten auf dem Klotz die Mitte markieren, mit Hilfe mit dem Bohrer ein Loch für die gewünschte Tiefe einbohren, dann mit Hammer und Meißel innen alles rausarbeiten) sah es so aus:

Nun folgten viele viele Arbeitsschritte, deren Bilder ich hier nur mal verlinke, um es nicht völlig zu sprengen:
Als erstes ging es daran, innen zu schleifen - erst mit einer rund gebogenen Feile, dann mit sechs immer feiner werdenden Sorten Schleifpapier, bis es innen handschmeichlerweich war. Dabei zeigte sich dann leider, dass mein Stück Holz zu trocken war (ich war damit aber nicht die einzige, andere hatten das gleiche Problem) und das Holz dadurch an zwei Seiten immer mit Löchern aufgerissen ist, wenn ich geschliffen habe, egal wie vorsichtig. Die Löcher durften aber bleiben, schließlich ging es mir nicht ums perfekte Endstück, sondern um den Prozess, und davon und vom Material selbst mehr Spuren zu haben, fand ich eigentlich ganz schön.
Danach habe ich außen die Ecken grob abgesägt und den oberen Rand außen gemeißelt. Es sieht schon schüsseliger aus jetzt!
Nach und nach geht's mit dem Meißeln außen weiter runter.
Bis die äußere Form dann auch soweit steht. Auf dem Bild habe ich auch schon mit der Hobelfeile angefangen, es abzuschleifen, am auf dem Bild oberen Rand ist es schon glatt. Tja, aber irgendwie war ich doch noch nicht zufrieden mit der Form. Ich hab hin und her überlegt - es schien verlockend, jetzt einfach weiter zu machen und fertig zu werden, also möglichst bald ein fertiges Ergebnis zu haben. Aber ich war einfach nicht zufrieden mit der Form, der Rand war mir zu dick und die Wölbung/der Winkel gefielen mir nicht. Ich entschied mich also dazu, nochmal dran zu gehen.
Also zurück zu Hammer und Meißel. Das ging dann auch nochmal etliche Stunden.
Und währenddessen kamen immer wieder Leute und sagten: "Ach, lässt du einen Rand stehen? Sieht voll gut aus" Und ich immer so: "Nee, der kommt noch komplett ab." - Na, wer errät, wie es weitergeht?
Richtig. Als der Rand fast komplett ab war, dachte ich: "Hm. Sieht eigentlich doch ganz nett aus mit nem kleinen Rand." Und so durfte der Rand dann bleiben - und endlich war die Schale von der Form her fertig!
Die Drachenschuppenoptik nach dem Meißeln gefiel mir sehr gut. Aber ich wusste, dass ich das nicht vernünftig beibehalten können würde beim Schleifen (dafür hätte ich jede "Schuppe" einzeln schleifen müssen und so viel Zeit wollte ich dann doch nicht da reinstecken). Also doch mit der Hobelfeile drüber, bis es einigermaßen glatt war. Ein paar Innenwölbungen vom Meißeln waren noch da, aber die fühlten sich für mich an wie Fingerabdrücke, wenn man was aus Ton oder so geformt hat und es dann hochhebt - Bearbeitungsspuren, Spuren vom Prozess. Das gefiel mir gut und ich habe sie bewusst behalten.
Jetzt hieß es also wieder weiter schleifen, schleifen, schleifen mit den verschiedenen Schleifpapieren, bis auch die Außenseite handschmeichlerweich war. Hach, war das schön!
Ich hatte mich dann dazu entschieden, die Schale zu lasieren und dann zu lackieren. Dafür musste sie aber erst einmal gewässert werden - also kurz unter Wasser gehalten. Denn dann passiert das hier - das Holz dehnt sich aus und jede Unebenheit, und ganz besonders die Stellen mit dem zu trockenen, wird nochmal riesig. Seufz. Also zurück zum Schleifpapier...
Schließlich war die Schüssel wieder handschmeichlerweich:

Leider leider bleib sie nicht so weich, denn durch die Lasur (die ja auch nass ist), wurde die Schale wieder unebener und rauer. (Wenn auch nicht so heftig wie beim ersten Wässern!) Aber ich finde, es hat sich trotzdem gelohnt. Denn, ratet mal, in welcher Farbe ich lasiert habe...
...
...
Natürlich. Gelb.


Sie hat übrigens einen Durchmesser von circa 18cm und ist ungefähr 7cm hoch. Ich hatte mich bewusst für eine eher kleine Schale entschieden, weil ich dachte, die kriegt man noch eher irgendwo unter, als wenn ich eine riesige wunderbar dekorative Obstschale mache, für die einfach kein Platz ist. So ist es jetzt ne ganz gute Größe. Einen festen Zweck hat die Schale bisher noch nicht, aber sie hat jetzt schon mehrfach (wie man auf dem einen Bild sieht) bei anderen Handarbeitsprojekten helfen können: als Perlenschale (wofür, seht ihr gleich unten) oder zur Aufbewahrung von kleinen Häkelprojekten (dazu bald mehr in einem anderen Thread
).
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meiner ersten richtigen Holzarbeit und freue mich, dass ich die Gelegenheit dazu gehabt habe!
Tja, und als ich dann mit der Schale soweit fertig war (lasieren und lackieren und trocknen lassen geht ja recht nebenbei), waren noch ein paar Stunden übrig für mich in der Werkstatt. Was also tun? Was großes anzufangen, hätte nicht gelohnt, da ich es nicht zuhause hätte weitermachen können mangels Werkzeug. Ich entschied mich daher für zwei kleinere Projekte.
Das erste war ein kleiner Weihnachtsbaum für die Puppenstube vom Hobbit. Das zweite drei kleine Gespenster - je eins für den Hobbit und für meine beiden Niblings. (Die drei hatten sich an Halloween als Gespenster verkleidet und hatten viel Spaß zusammen, das fand ich so schön.)

Für den Weihnachtsbaum habe ich eine Art große Pyramide ausgesägt und dann mit nem Schnitzmesser weitergearbeitet. Leider war das Holz an zwei Seiten total hart und ließ sich kaum wegschnitzen, so dass der Baum etwas breiter geblieben ist, als geplant. Aber hey, er passt in die Puppenstube rein, Ziel also erreicht.
Ich hab ihn vor Ort dann noch mit selbst angemischter grüner Acrylfarbe lackiert. Und zu Hause haben wir ihn dann geschmückt - der Hobbit und ich haben Perlen auf Drähte gezogen und um den Baum gewickelt.

Die Geister sind dann noch in den letzten zwei Stunden entstanden. Ausgesägt hab ich die grobe Form mit einer Decoupiersäge, die vermutlich mindestens so alt ist wie ich. Ich hatte ordentlich Respekt vor dem Teil und habe ein Sägeblatt auch geschrottet.
Aber immerhin nur das und keine Finger! (Ich war nicht die einzige, die bei dem Namen der Säge etwas entsetzt die Fingerkuppen angeguckt hat - klingt doch echt, als sei sie dazu da, die abszusäbeln!
) Nach dem Sägen dann noch etwas gefeilt, fertig. Bemalt sind sie mit weißer Acrylfarbe. Die Augen sind mit schwarzen Filzstiften aufgemalt - keine gute Wahl, denn das fing an zu laufen, als ich mit dem Lack drüber bin.
Aber da war es dann auch schon zu spät. Niedlich finde ich sie trotzdem und hoffe, sie gefallen den Kindern auch. (Die verschenke ich jetzt am Wochenende.)
Ja, das sind also meine Holzwerkeleien.
Wer es durch die ganze Wall of Text geschafft hat, darf jetzt noch einmal in die Plätzchendose greifen - Mürbteigplätzchen für alle!

Ich hatte das große Glück, in den letzten zwei Monaten in einer Holzwerkstatt etwas werkeln zu dürfen. Entstanden sind dabei eine langwierigere Sache für mich und kleine Geschenke für mein Kind und die Niblings.
Legen wir los mit dem langwierigen: einer Schüssel.
Gestartet bin ich mit einem Holzblock. Davon habe ich kein Bild. Aber nach den ersten paar Werkelstunden (Inhalte: Außen- und Innenkreis für den oberen Rand aufzeichnen, unten auf dem Klotz die Mitte markieren, mit Hilfe mit dem Bohrer ein Loch für die gewünschte Tiefe einbohren, dann mit Hammer und Meißel innen alles rausarbeiten) sah es so aus:

Nun folgten viele viele Arbeitsschritte, deren Bilder ich hier nur mal verlinke, um es nicht völlig zu sprengen:
Als erstes ging es daran, innen zu schleifen - erst mit einer rund gebogenen Feile, dann mit sechs immer feiner werdenden Sorten Schleifpapier, bis es innen handschmeichlerweich war. Dabei zeigte sich dann leider, dass mein Stück Holz zu trocken war (ich war damit aber nicht die einzige, andere hatten das gleiche Problem) und das Holz dadurch an zwei Seiten immer mit Löchern aufgerissen ist, wenn ich geschliffen habe, egal wie vorsichtig. Die Löcher durften aber bleiben, schließlich ging es mir nicht ums perfekte Endstück, sondern um den Prozess, und davon und vom Material selbst mehr Spuren zu haben, fand ich eigentlich ganz schön.
Danach habe ich außen die Ecken grob abgesägt und den oberen Rand außen gemeißelt. Es sieht schon schüsseliger aus jetzt!
Nach und nach geht's mit dem Meißeln außen weiter runter.
Bis die äußere Form dann auch soweit steht. Auf dem Bild habe ich auch schon mit der Hobelfeile angefangen, es abzuschleifen, am auf dem Bild oberen Rand ist es schon glatt. Tja, aber irgendwie war ich doch noch nicht zufrieden mit der Form. Ich hab hin und her überlegt - es schien verlockend, jetzt einfach weiter zu machen und fertig zu werden, also möglichst bald ein fertiges Ergebnis zu haben. Aber ich war einfach nicht zufrieden mit der Form, der Rand war mir zu dick und die Wölbung/der Winkel gefielen mir nicht. Ich entschied mich also dazu, nochmal dran zu gehen.
Also zurück zu Hammer und Meißel. Das ging dann auch nochmal etliche Stunden.


Richtig. Als der Rand fast komplett ab war, dachte ich: "Hm. Sieht eigentlich doch ganz nett aus mit nem kleinen Rand." Und so durfte der Rand dann bleiben - und endlich war die Schale von der Form her fertig!
Die Drachenschuppenoptik nach dem Meißeln gefiel mir sehr gut. Aber ich wusste, dass ich das nicht vernünftig beibehalten können würde beim Schleifen (dafür hätte ich jede "Schuppe" einzeln schleifen müssen und so viel Zeit wollte ich dann doch nicht da reinstecken). Also doch mit der Hobelfeile drüber, bis es einigermaßen glatt war. Ein paar Innenwölbungen vom Meißeln waren noch da, aber die fühlten sich für mich an wie Fingerabdrücke, wenn man was aus Ton oder so geformt hat und es dann hochhebt - Bearbeitungsspuren, Spuren vom Prozess. Das gefiel mir gut und ich habe sie bewusst behalten.
Jetzt hieß es also wieder weiter schleifen, schleifen, schleifen mit den verschiedenen Schleifpapieren, bis auch die Außenseite handschmeichlerweich war. Hach, war das schön!
Ich hatte mich dann dazu entschieden, die Schale zu lasieren und dann zu lackieren. Dafür musste sie aber erst einmal gewässert werden - also kurz unter Wasser gehalten. Denn dann passiert das hier - das Holz dehnt sich aus und jede Unebenheit, und ganz besonders die Stellen mit dem zu trockenen, wird nochmal riesig. Seufz. Also zurück zum Schleifpapier...
Schließlich war die Schüssel wieder handschmeichlerweich:

Leider leider bleib sie nicht so weich, denn durch die Lasur (die ja auch nass ist), wurde die Schale wieder unebener und rauer. (Wenn auch nicht so heftig wie beim ersten Wässern!) Aber ich finde, es hat sich trotzdem gelohnt. Denn, ratet mal, in welcher Farbe ich lasiert habe...
...
...
Natürlich. Gelb.



Sie hat übrigens einen Durchmesser von circa 18cm und ist ungefähr 7cm hoch. Ich hatte mich bewusst für eine eher kleine Schale entschieden, weil ich dachte, die kriegt man noch eher irgendwo unter, als wenn ich eine riesige wunderbar dekorative Obstschale mache, für die einfach kein Platz ist. So ist es jetzt ne ganz gute Größe. Einen festen Zweck hat die Schale bisher noch nicht, aber sie hat jetzt schon mehrfach (wie man auf dem einen Bild sieht) bei anderen Handarbeitsprojekten helfen können: als Perlenschale (wofür, seht ihr gleich unten) oder zur Aufbewahrung von kleinen Häkelprojekten (dazu bald mehr in einem anderen Thread

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit meiner ersten richtigen Holzarbeit und freue mich, dass ich die Gelegenheit dazu gehabt habe!
Tja, und als ich dann mit der Schale soweit fertig war (lasieren und lackieren und trocknen lassen geht ja recht nebenbei), waren noch ein paar Stunden übrig für mich in der Werkstatt. Was also tun? Was großes anzufangen, hätte nicht gelohnt, da ich es nicht zuhause hätte weitermachen können mangels Werkzeug. Ich entschied mich daher für zwei kleinere Projekte.
Das erste war ein kleiner Weihnachtsbaum für die Puppenstube vom Hobbit. Das zweite drei kleine Gespenster - je eins für den Hobbit und für meine beiden Niblings. (Die drei hatten sich an Halloween als Gespenster verkleidet und hatten viel Spaß zusammen, das fand ich so schön.)

Für den Weihnachtsbaum habe ich eine Art große Pyramide ausgesägt und dann mit nem Schnitzmesser weitergearbeitet. Leider war das Holz an zwei Seiten total hart und ließ sich kaum wegschnitzen, so dass der Baum etwas breiter geblieben ist, als geplant. Aber hey, er passt in die Puppenstube rein, Ziel also erreicht.


Die Geister sind dann noch in den letzten zwei Stunden entstanden. Ausgesägt hab ich die grobe Form mit einer Decoupiersäge, die vermutlich mindestens so alt ist wie ich. Ich hatte ordentlich Respekt vor dem Teil und habe ein Sägeblatt auch geschrottet.



Ja, das sind also meine Holzwerkeleien.
Wer es durch die ganze Wall of Text geschafft hat, darf jetzt noch einmal in die Plätzchendose greifen - Mürbteigplätzchen für alle!