Projekt: Bluse «manga volante»
Schnitt: Colleccion Patrones No. 3, Schnittbogen
Datierung: Sommer 2024
Stoffe: Baumwolle, handgefärbt mit Kola-Nuss und Indigo
Musik: Jahres-Nr. 1 in
Spanien («Si antes te hubiera conocido» von
Karol G), in
Deutschland («I like the way you kiss me» von Artemas), in der
Schweiz («Beautiful Things» von Benson Boone). Ich war etwas schockiert denn, ich habe keines der drei je gehört und finde sie alle fürchterlich belanglos. Die Global Gothic Charts führte The Cure mit
A Fragile Thing an.
Und dann habe ich doch noch spontan ein weiteres Jahrzehnt in Angriff genommen. Da ich in den 2000ern und 2010ern relativ viele Schnittmuster gekauft habe, immer mehr historische Sachen nähe aber gleichzeitig gesamthaft weniger, ist der Schnittzuwachs der letzten Jahre sehr überschaubar. Und ja, natürlich hätte ich mir einen hübschen Gratis-Online-Schnitt suchen können, wäre immerhin zeitgemäss gewesen. Aber einen verlässlichen Papier-Neuzugangs-Kanal gibt es: im Urlaub im Ausland kaufe ich meist aus Neugierde eine Nähzeitschrift, so auch im letzten Jahr in Spanien. Die ganze Ausgabe widmet sich Oberteilen, ich entschied mich für ein eher schlichtes, weites Oberteil mit angerüschten Ärmeln.
Dafür wählte ich einen heissgeliebten und langgehegten Stoff, einen mit Indigo und Kolanuss handgefärbten Baumwollstoff aus Gambia. Den hatte ich zusammen mit (unter anderem) dem Rückseitenstoff meines Quilts (das war ein Shwe Shwe Indigo aus Südafrika) 2020 bei einem auf afrikanische Stoffe spezialisierten Online-Shop bestellt, das Porto muss sich ja schliesslich lohnen. Und der Schnitt passte perfekt auf die ca. 1.5 m, die ich von dem Stoff hatte, da er nur 80 cm breit war, blieb quasi nichts übrig. Vernäht hatte ich Indigo-Stoff noch nicht, ich hatte vor Jahren nur mal eine indigo-gefärbte Hose, aber das Abfärben hatte ich erfolgreich verdrängt und fiel mir dann nach einer Weile des Nähens wieder ein, als meine Finger so einen ungesund dunklen Farbton annahmen. Und ja, trotz Vorwaschen. Übrigens riecht er auch sehr nett und für mich nicht einzuordnen, trotz Vorwaschen, nicht sicher, ob es die Farbstoffe sind oder das Geschäft einfach derart nach Räucherstäbchen gerochen hat.
Dank GoogleTranslate war die Anleitung einigermassen verständlich, nur die Verarbeitung der doppelt gearbeiteten und mittig geteilten Passe wollte sich mir nicht erschliessen, also habe ich sie einfach als breiten Beleg genäht, was sich auch besser mit dem Beleg auf der Vorderseite vertrug. Sonst hat es sich glatt runtergenäht. Am Ende war ich etwas erschrocken, wie kurz es werden soll und habe das Maximum aus der zugeschnittenen Länge herausgeholt, wurde trotzdem nur ca. 15 mm länger als vorgesehen, aber letztendlich finde ich es ganz ok.
Der Stoff ist sehr weich, nicht ganz wie Mull, aber doch in die Richtung, wie tausendmal gewaschene Handtücher oder so. Verzieht sich schnell, aber nicht übermässig beim Nähen, ist aber superhübsch zu tragen und knittert nicht so schnell, was ich bei so einem Oberteil sehr praktisch finde.
Tja, das Ergebnis passt wie angegossen, die Grösse habe ich in jedem Fall richtig gewählt. Ob es mir gefällt, steht auf einem anderen Blatt, ganz ehrlich weiss ich es noch nicht. Ist ok, aber ich bin glaube ich etwas verwirrt von dieser Überweite überall, vorne, hinten, Ärmel, alles weit, gleichzeitig ist es am Hals recht eng (sowohl beim Tragen als auch beim Anziehen, der Schlitz könnte etwas länger sein), mal sehen, ob mich das beim längeren Tragen stört. Grad noch nicht sicher, ob ich mir für den Stoff doch etwas anderes gewünscht hätte, aber ich weine nicht gerne über verschüttete Milch, also habe ich jetzt einfach ein ungewöhnliches Oberteil, das immerhin das Muster schön zur Geltung bringt und den Stoff optimal ausgenutzt hat.
Vielen Dank für das Feedback zu meinen Weiterführungs-Überlegungen bzw. zu der Accessoire, Deko und Krempel-Idee. Es könnte sein, dass ich schon ein wenig geblättert habe und ganz viele Anleitungen für blöde Dinge gefunden habe, die ich unbedingt machen will (wie viele Taschen braucht der Mensch? Ausserdem habe ich offiziell das Verbot meines Partners, eine Kaffeekannenhaube zu nähen).

Aber so ganz weiss ich es noch nicht bzw. erst einmal gilt es, dieses WiP hier zu einem Ende zu bringen. Ein Jahrzehnt fehlt ja immer noch.

Wer also näht, der weiß auch, wie man trennt.
Elizabeth Barrett-Browning
Der Mangel an "ß"s in meinen Posts ist auf die Schweizer Rechtschreibung sowie Tastaturbelegung zurückzuführen.