
Letztes Mal waren wir Okkultisten, diesmal war ich Teil der Crew (und trug einen etwas langweiligen gestellten Overall) und mein Mann war fieser Geiselnehmer.
Und er hatte da so eine Idee: Die Lackhose des letzten Kostüms. Ein Netzshirt. Eine Weste mit changierendem Leomuster. Ein Flamingohut. Eine Holo-Bauchtasche. Und als Krönung: Eine Folienjacke. Bitte aus bunter Folie. Als Inspiration schickte er mir diesen Pin und guckte mich mit großen Augen an

Naa gut. Nach langer Suche hat er eine bunt schillernde Folie bestellt, die es natürlich nicht als Meterware gab, sondern als Rollen - ca. 32x135 cm. Ich musste das Zeug erstmal glattbügeln (arrgh) und dann puzzeln, um die Schnittteile draufzukriegen ...
Der Schnitt ist die Jacke 139 aus der Burda Style 02/2016 (yay, eine unbenutzte Burda verwendet!). Ich wollte nämlich nicht noch extra Geld ausgeben für eine Kostümjacke und zum Glück eine perfekte Jacke im Vorrat gefunden! Ich musste sie allerdings von Gr. 54 auf 58 vergrößern. Außerdem wollte mein Mann einen normalen statt Stehkragen; das war nicht mal Zusatzaufwand: Den gleichen Schnitt gibt es im Heft nämlich noch als Variante mit anderen Taschen, verlängert und der gewünschten Kragenart. Da der Halsausschnitt natürlich der gleiche ist, konnte ich ganz simpel diesen Kragen übernehmen.
An sich war die Folie nicht so schwierig zu nähen wie befürchtet (der Obertransport hat sehr geholfen). Was aber blöd war: Die Folie ist ziemlich steif, sodass die Jacke beim Nähen ständig am Korpus der Maschine oder an der Tischkante hängenblieb, weshalb man sich viele Nähe definitiv nicht aus der Nähe anschauen darf ... aber wer tut das schon bei diesem Material?

Gerade Strecken waren einfach, Kurven knifflig, weil sich das Material natürlich im Gegensatz zu Stoff absolut nicht einhalten lässt. Daher sind ein paar Fältchen entstanden, die aber ebenfalls dank des Materials nicht sichtbar sind (danke, Lichtreflektion!). Die Nahtzugaben habe ich abgesteppt, damit sie flachliegen und nicht pieken, und das lässt die Verarbeitung glatt ein bisschen professionell aussehen.
In meiner Bänderkiste liegen noch diverse sehr schmale, ungefalzte Schrägbänder aus DM-Zeiten - die habe ich entweder geerbt oder von einem Freund bekommen, der sie geerbt hat, und ich freue mich immer, wenn ich eins verwenden kann! Froschgrün, Dunkeltürkis oder Kackbraun sind halt nicht so meine häufig gebrauchten Farben

Die Ärmel waren das größte Problem: Für den besseren Tragekomfort habe ich einen breiten Jerseystreifen am Innenarm eingefügt (dann piekt die Nahtzugabe auch nicht so unterm Arm). Es hat sich allerdings als unmöglich erwiesen, die Ärmel komplett einzusetzen, weil die Folie nicht biegsam genug ist. Macht nichts, stattdessen habe ich einfach nur die obere Hälfte eingesetzt. Vorteil: Mehr Belüftung an der Achsel.
Die Jacke war nur für einen Einmal-Einsatz und nach 1,5 Tagen Dauertragen ist sie leider am Armausschnitt hinten an einigen Stellen eingerissen. Das Material ist halt nicht sehr nachgiebig und gerade hinten an der Schulter ist bei einer Jacke nunmal Zug drauf.
Ist aber nicht schlimm; sie musste ja auch nur für ein Wochenende durchhalten und wurde allseits bewundert

Falls ihr auch Folie vernähen wollt, ein wichtiger Tipp: Es ist ziemlich doof, aus Gewohnheit die Passzeichen einzuknipsen - u.a. an diesen Stellen ist die Jacke nämlich gerissen

Jetzt aber die Fotos!
Von vorne:

Von der Seite:

Von hinten:

Flatlay, damit man vielleicht ein bisschen was erkennt:

Danke fürs Lesen! Mir reichts jetzt erstmal mit experimentellen Materialien
