Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

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cbee
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Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon cbee » 3. Apr 2024, 13:36

Hallo zusammen,

erst Mal hallo, ich freue mich, auf euer Forum gestoßen zu sein! Seit Wochen schwirrt mir eine selbstgenähte Kletterhose im Kopf herum und ich möchte mal versuchen, die Gedanken dazu zu ordnen und freu mich über Feedback und nette kritische Hinweise, wenn was in die falsche Richtung läuft.

Ein bisschen Story vorab:
Ich bin, was meine Nähergebnisse betrifft, oft kritisch und als mir eine Kletterfreundin vorschlug, einen Chalkbag (einen Beutel für das Magnesium, was eingesetzt wird, um eine bessere Reibung am Fels/den Griffen zu haben) selbst zu nähen, war ich erst skeptisch, habe dann aber in den Tiefen des Internets einige Anleitungen gefunden und ausprobiert und bin megastolz auf das Ergebnis:

Bild

Davon beflügelt, kam der leise Wunsch auf, mir keine neue Kletterhose zu kaufen, sondern selbst zu machen. Und wenn ich mir all die tollen Werke anschaue, die so im Internet und hier zu finden sind, bekomme ich erst recht Lust auf selber Hand anlegen.

Jetzt liege ich auf dem Sofa, weil ich mir letzte Woche beim Sturztraining (sic!, Zweite Route des Tages!) in der Kletterhalle einen Knöchel verstaucht habe und hab viel Zeit, über die Hose nachzudenken.

Was soll denn meiner Hose können?
  • Absolute Bewegungsfreiheit gewähren, aber recht eng anliegen, damit nichts im restlichen Material oder der Wand hängen bleiben kann,
  • Mehr Weite im Knie haben (vor allem, weil ich so etwas mal machen möchte. Da es ohnehin auf dehnbares Material hinausläuft, ist es vermutlich funktional überflüssig).
  • Vielleicht Knieverstärkung, damit sie dort nicht so schnell durchscheuert, bin mir aber noch nicht sicher, ob es das braucht.
  • Ich schwitze schnell, also dünner Stoff oder kurze Hose...
  • ... aber bei einer kurzen Hose leiden die Knie und das restliche Bein. Und dann könnte ich auch die Knieweite nicht umsetzen.
  • Ein kleiner Gummihalter am Bein für eine Chalk-Zahnbürste (im Probeknie (unten) schon mal versucht, das ist ein Quick-Win :) )
  • Reißverschlusstaschen als Hosentaschen und zusätzlich eine am rechten Oberschenkel, da ich an die Seitlichen ja nicht so gut im Klettergurt drankomme.
  • Abriebfester Stoff, soll ja eine Weile bei Fels, Wind und Wetter halten. Erst dachte ich an Jeansstoff (und habe auch schon Stoff gekauft), der ist mir jetzt allerdings zu warm.
  • Für die Beinabschlüsse bin ich noch unentschlossen; zur Auswahl stehen
    • Gummizüge mit Tunnel und Kordenstopper -> Wenn die Weite ausreicht, kann ich die Hose bis zu den Knien hochschieben, wenn es doch mal zu warm wird, es sind aber zwei Bändel mehr, die sich irgendwo verfangen können; oder
    • Konische Abschlüsse wie im Probemodell.
Ein paar "Vorübungen" habe ich schon hinter mir:
  • Vor einigen Wochen habe ich eine Jogginghose probegenäht, um zu schauen, ob der Schnitt sich eignet und wo ich Anpassungen machen muss. Ergebnis: Learning, dass der Probestoff auch elastisch sein sollte, wenn es der Zielstoff ist :/
  • Als Nebeneffekt habe ich mich mit den RV-Taschen vertraut gemacht und bin damit zufrieden.
  • Ich habe so ein Knie konstruiert und ebenfalls probegenäht. Was mir dabei noch unklar ist: den Winkel (in blau) zur horizontalen Einschnittlinie konnte ich frei wählen (habe 30° genommen), wonach bestimmt er sich denn?

    Bild

    Und hier ist das Ergebnis mit Bürstenhalter (den man hier nicht gut sieht, wie mir gerade auffällt):

    Bild
  • und bei Extremtextil Proben bestellt, die aber noch nicht da sind.
Was mich ziemlich hemmt, ist, dass ich zwei Bereiche des Kleidung-Nähen noch nicht so richtig verstanden habe:
  • Das Maßnehmen: gefühlt sind meine Maße jedesmal anders, wenn ich messe. Oder ich messe, und die Maßtabelle sieht für meinen Wert gar nichts vor, weil er viel zu groß/zu klein ist. Das kann ja irgendwie nicht sein, da mache ich irgendwas noch gründlich falsch.
  • Schnittmusteranpassungen: das hängt mit dem Maßnehmen zusammen. Eine Hose in der Länge anzupassen, bekomme ich hin. Was mir Probleme macht, ist zum einen, die Bewegungszugabe richtig einzuschätzen, ich habe z.B. kräftige Waden und oft haut es dort nicht hin, zum anderen, die passende Hüftweite hinzubekommen.
Auf diese Weise sind schon einige Werke danebengegangen, und ich würde es gerne mal passend hinbekommen. Das muss doch zu verstehen sein :)

Liebe Grüße, cbee

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deepdarksin
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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon deepdarksin » 3. Apr 2024, 18:42

*sich in den Gurt setz und zuschau*
Ich habe bisher nur Jogginghosen/Leggings genäht und kann daher vermutlich wenig Input geben.
Auf die Liebe, die Freude, das Leben heben wir an,
um Hass, Neiden und Zagen für heut aus dem Herzen zu bannen!


ps: deepdarkSIN, nicht -skin ;-)

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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon Zetesa » 5. Apr 2024, 11:28

*dazusetz

Ich hab mir fürs Bouldern/Indoorklettern ne Leggins aus Sommersweat genäht und kann definitiv empfehlen, einen elastischen Stoff zu nehmen und auch über Mehrweite im Schritt nachzudenken, wenn du dazu neigst, hoch/weit anzutreten. Ich hab mich dafür am Schnitt einer Yogahose orientiert.

Was die ganzen extras angeht, kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen, bei meinen boulderklamotten verzichte ich auf alles, was bei einem Sturz im Weg sein könnte.

Von was für Stoffen hast du denn Proben bestellt?
Ich würde in beide Richtungen elastisch empfehlen, dann kann er eng anliegen und du hast dennoch Bewegungsfreiheit. Und du hast recht, dann brauchst du keine Mehrweite am Knie einbauen.

Wegen ded Maß nehmens, kannst du da eine zweite Person zuhilfe nehmen? Meist wird es genauer, wenn man jemanden anders ausmisst.


Welchen Schnitt hast du denn für den Chalkbag verwendet? Ich hab online schon ein bisschen gestöbert und die meisten gefielen mir nicht.
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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon Amhrán » 5. Apr 2024, 16:17

Juhu, noch ein Sportklamotten WIP! :up:
Was möchtest du denn, eine Leggins oder eine von den "klassischen" Kletterhosen aus Baumwolle? Ich bevorzuge inzwischen ja tatsächlich Leggins.
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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon Florence » 5. Apr 2024, 19:11

cbee hat geschrieben:
3. Apr 2024, 13:36

[*] Das Maßnehmen: gefühlt sind meine Maße jedesmal anders, wenn ich messe. Oder ich messe, und die Maßtabelle sieht für meinen Wert gar nichts vor, weil er viel zu groß/zu klein ist. Das kann ja irgendwie nicht sein, da mache ich irgendwas noch gründlich falsch.
Vielleicht ist das schon völlig offensichtlich für dich, aber ich sag es trotzdem mal vorsichtshalber: Man kann völlig unsinnige Werte rausbekommen wenn man auf die falsche Seite des Maßbands schaut - dann fängt die Messung nicht bei Null an, sondern bei 150 und läuft rückwärts.
Da bin ich auch schon drüber gestolpert.

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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon cbee » 6. Apr 2024, 17:56

Danke für das Interesse und eure Antworten :) !

Leggins finde ich auch gut zum Klettern (und wird vielleicht ein Folgeprojekt). Dieses Mal möchte ich mich an einer Jogginghose/Jeans orientieren, dabei aber am Bund die Gürtelschlaufen weglassen und ggf. Teile des Bundstreifens durch einen noch elastischeren Stoff ersetzen, wenn das nötig ist.

Zetesa hat geschrieben: Ich hab mir fürs Bouldern/Indoorklettern ne Leggins aus Sommersweat genäht und kann definitiv empfehlen, einen elastischen Stoff zu nehmen und auch über Mehrweite im Schritt nachzudenken, wenn du dazu neigst, hoch/weit anzutreten. Ich hab mich dafür am Schnitt einer Yogahose orientiert.

Von was für Stoffen hast du denn Proben bestellt?
Ich würde in beide Richtungen elastisch empfehlen, dann kann er eng anliegen und du hast dennoch Bewegungsfreiheit. Und du hast recht, dann brauchst du keine Mehrweite am Knie einbauen.
Ich habe einen leichteren und einen schwereren Polyamid bestellt (https://www.extremtextil.de/stretch-pol ... 5g-qm.html und https://www.extremtextil.de/stretch-pol ... 0g-qm.html).

Die Stoffproben sind heute angekommen, beide sind in Querrichtung nahezu nicht dehnbar. Jetzt überlege ich, einfach quer zum Fadenlauf zuzuschneiden. Hat jemand da Erfahrung, ob einem dann die fehlende Elastizität in der Diagonalen auf die Füße fallen kann?
Da es den dickeren Stoff auch nur in Schwarztönen gibt, was bei Sonneneinstrahlung ja zusätzlich wärmt und er auch insgesamt dafür ausgelegt ist (das hätte mir auch vorher auffallen können...), tendiere ich zu dem Dünneren.

Die Möglichkeit zum hohen Treten möchte ich haben. Liefen bei dem Yogahosenschnitt die vier Beinteile im Schritt zusammen wie bei einer Jeans oder gab es da einen extra Keil o.ä.? Wegen des Reißverschlusses und des Bundes wäre es von Vorteil, von einem Jeans-Schnitt aus starten.

Wie würdet ihr denn Mehrweite in dem Schritt reinkonstruieren?

Zum Thema Maßnehmen:
Da findet sich jemand zum helfen.
Als Variante habe ich noch überlegt, da ich ehrlich gesagt niemanden kenne, der damit Erfahrung hat, mal hier zu fragen: Kommt hier jemand mit Maßerfahrung zufällig aus dem Stuttgarter Raum, und würde mich im Tausch für einen Café-Gutschein o.ä. vermessen? Gibt es für so was schon einen Thread (Suche spuckt nichts aus)? Und danke, Florence, für den Hinweis!

Und ich habe ein kleines weiteres Vorexperiment gemacht: Der Wadenteil in dem konstruierten Knie war nämlich ebenfalls zu eng. Also habe ich meine Wade ausgemessen und siehe da, die Differenz von Stoff und Wade war -1cm. Daraufhin habe ich den Schnitt dort um 2cm angepasst, indem ich an jeder Kante 0,5cm dazugegeben habe, nochmal aus demselben Stoff genäht und jetzt passt die Wade rein :D
Als nächsten Schritt werd ich das Verfahren mal für die Oberschenkel und Hüfte an einer kurzen Hose wiederholen, idealerweise nach dem Vermessen.
Zetesa hat geschrieben: Welchen Schnitt hast du denn für den Chalkbag verwendet? Ich hab online schon ein bisschen gestöbert und die meisten gefielen mir nicht.
Ich habe mich hieran orientiert: https://petersilieundco.com/2019/11/12/ ... rototypen/. Da ich kein Stäbchenband habe, habe ich die Kabelbindervariante ausprobiert und das hat gut geklappt. Beim nächsten Mal würde ich allerdings statt einer Schlaufe zwei Schlaufen zur Befestigung am Klettergurt anbringen, damit der Bag sich nicht im Überhang drehen kann.

Was ich auch noch erwähnen möchte (da ich seit einiger Zeit selbst suchte), falls noch jemand 100% Merinowolle für Outdooraktivitäten als erste Schicht schätzt ("Icebreaker"...): das hat Extremtextil auch im Sortiment. Hier lohnt sich selbst Nähen finanziell mal :)

MadebyMyri
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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon MadebyMyri » 7. Apr 2024, 19:02

*Füsse abstreif* *aus crashpad fall* *zuschau*

Ich habe voir Jahre eine Kletterhose selbstgenäht...deine Überlegungen kenne ich nur allzu gut.

Die unelastische Variante hätte ich damals aus Tragetuchstoff genäht, weiter die Kreuzköperwebung meinem Bewegungsdrang und der Abnutzung am besten stand hielt.
Die elastische Variante ist aus softshell von Extremtextil.de

Bürste am Bein mitnehmen? Als Boulderer stelle ich mir gerade 100 Seenarien voir, wie ich unbequem auf der Bürste lande :mrgreen:

Hey die Chalkbags sind hübsch.
(Meiner ist eher oldschool...von Lost Arrow...gibts heute garnicht mehr)
mein Blog ist wiederbelebt und ich werde zukünftig dort Tutorials und Schnittmuster für Kinderkram veröffentlichen
http://le-saucisson.blogspot.fr/

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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon cbee » 12. Apr 2024, 13:55

Danke für den Hinweis mit dem Softshell, das wird mir im Sommer bestimmt zu warm. Aber für eine Herbstvariante sicherlich gut!

Ich habe meine Probehose genäht und weil ich ungeduldig war, mich wieder selbst vermessen.
So und dann habe ich mich bei meinen beiden "Spotmaßen" Oberschenkelumfang und Bundumfang gefragt, wo ich sie denn eigentlich am Schnittmuster finde, weil wenige cm Abweichung beim Messen in der Höhe beim Oberschenkel ja schon eine ganze Menge Unterschied im Schnitt ausmacht und das ja total abhängig davon ist, wo die Hose am Schluss genau sitzt. Ich habe einen Ottobreschnitt genäht und leider gibt es nur ein Bild für das Schnittmuster, bei dem auch noch das Oberteil den Bund verdeckt.

Daher habe ich mich dafür entschieden, die Hose erst mal nach Schnittmuster ohne Anpassungen zu nähen und dann alles zu messen. Das war am Schluss ziemlich aufschlussreich, der Oberschenkel passt nicht (3cm zu wenig) und der Bund auch nicht (5 cm zu viel). Da die Hose sowieso nicht zum Tragen gedacht ist, habe ich den Bund wieder abgemacht. Stattdessen ist jetzt ein Stück von einem Stoffmarktschätzchen der letzten Woche, ein schwarzer Stretch mit großer Spannkraft (ich weis aber nicht genau, was), als Bund dran, da ich ja so etwas ähnliches bei der Kletterhose habe will:

Bild

Mit der Bundvariante samt Weite und Tragekomfort bin ich glücklich und werde ich übernehmen.

Und ja, die Bürste ist nichts zum dauerhaften Dabeihaben an der Hose..

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Re: Kletterhose selbermachen und mich dem Monster "Passform" stellen

Beitragvon Nachtdrossel » 13. Apr 2024, 10:34

Oh spannend!
Ich bin beim Klettern auch bei Leggings, da habe ich am meisten Bewegungsfreiheit.

Zur Schnittanassung und generell Sportschnitten kann ich das Buch Näh dir deine Sportswear von Melissa Fehr empfehlen. Dort werden Geundschnitte immer entsprechend der gewünschten Funktionen angepasst. Ich glaube zur Schrittanpassung steht dort auch was drin.

Für mehr Bewegungsfreiheit im Schritt baue ich bei den Leggings immer einen Zwickel ein. Das sollte bei einer Jogginghose auch funktionieren.

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