Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Zur Dokumentation von laufenden Projekten. Zeigt her in Wort und Bild, was ihr gerade näht oder bastelt.

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Constanze
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Constanze » 5. Mai 2024, 10:42

2010er:
Projekt: Wickelrock
Schnitt: CUT Schnittbogen
Datierung: Sommer 2013
Stoffe: Türkis-weiss gestreiftes Viskose- oder Baumwollgewebe
Musik: Jahres Nr. 1 war «Wake me up» von Avicii feat. Aloe Blacc. Bei den alternativen Veröffentlichungen reisst mich gerade nichts wirklich mit, daher belasse ich es dabei.

So, dehnen wir das Ganze hier mal in die jüngere Vergangenheit aus. Es soll ja vorkommen, dass auch ich zeitgenössische Schnitte kaufe. :mrgreen: In den 2010er war ich eine große Freundin der Nähzeitschrift CUT. Neben drei Schnittmustern mit ausführlicher Bildanleitung gab es immer eine weitere DIY-Themenstrecke mit mehr oder weniger ausführlichen und durchdachten Anleitungen sowie Kreativreportagen, Designer*inneninterviews, Kunst und Künstlerisches, Mode etc. Ich mochte die Zeitschrift sehr, eben weil der Stil eher in Richtung zeitgenössisches Modedesign (allerdings mit starker Tendenz zu Hipster-Mode) ging, Burda war doch deutlich traditioneller und holte mich weniger ab. Nach ein paar Jahren wurde die Zeitschrift leider wieder eingestellt.



Den Schnitt habe ich ausgewählt, weil ich einerseits lange Röcke für den Alltag liebe und andererseits viele Meter dieses recht dünnen (wohl Viskose-)Gewebes habe und mir deshalb der hohe Stoffverbrauch nichts ausmachte. Die Vorlage sah einen durchsichtigen Stoff als Oberstoff und einen blickdichten als Futter vor. Mein Stoff war so semi-blickdicht, für eine Bluse vielleicht genug, aber nicht für einen Rock. Also verarbeitete ich noch einen Rest Futterstoff. Von dem war aber nicht so viel da, weshalb er nur bis etwa zur Hälfte des Rocks geht, aber das reicht ja.


Hier sieht man sehr gut, wie der Rock schwingt und auch, bis wohin das Futter geht.

Der Schnitt ist eigentlich nur ein Fast-Halbkreis mit Bund, der dann mit zwei Knöpfen überlappend geschlossen wird. Ich fand das ja attraktiv, es klang so einfach. Warum auch immer ist der Halbkreis aber aus drei Segmenten zusammengesetzt, wahrscheinlich um ein ungleichmässiges Aushängen zu vermeiden, wie es bei einem Halbkreis ohne Nähte zu erwarten wäre. Kam mir aber sogar entgegen, da mein Stoff gestreift ist und ich die Optik mit den vertikalen Streifen schöner fand. :yes:
Nun ja, ein ekliger langer Saum (die Vorlage wurde nicht einmal gesäumt, sondern durfte ausfransen), ein Bund, zwei gerade Kanten, klingt nach einer schnellen Sache. Ich habe nichts gegen schwierige Schnitte. Aber was ich wirklich nicht mag sind Schnitte, die einfach tun und dann doch Arschlöcher sind. Zwei gerade, 1m lange Kanten in einem dünnen Stoff im schrägen Fadenlauf nähen ist …scheiße. :no: Habe ich natürlich nicht dran gedacht und die Kanten schon bei Bügeln und dann beim Nähen noch mehr überdehnt. Die innere Kante war mir dann egal, da habe ich die Mehrlänge einfach beim Säumen abgeschnitten, soll sie sich doch wellen. Die äussere habe ich noch einmal komplett geöffnet, neu gebügelt, brav geheftet und dann noch einmal genäht. Ich habe die beiden Lagen nicht getrennt verarbeitet, sondern die Kante des Futters einfach unter die umgeschlagene Kante des Oberstoffs gesteckt und so festgenäht.


Einmal freie Sicht auf mein Bein, man kann sich hoffentlich vorstellen, wie ein so geringer Übertritt sich im Alltag verhält (s.u.). Und ebenfalls freie Sicht auf die überdehnte Kante innen, die ich nicht mehr korrigiert habe.

War es die Mühe des Auftrennens und im schrägen Fadenlauf Nähens wert? Eher nicht, aus zwei Gründen. Erstens hat es durchaus Gründe, dass ich aus diesem Stoff nie etwas genäht habe. Irgendwie ist er nicht ganz schlimm, aber andererseits…ich weiss nicht. Meinen Partner erinnert er an Supermarkt- oder Fleischereikittel, irgendwie hat er einen Punkt. Zweitens kann ich überhaupt nicht mit Röcken, die ich beim Gehen festhalten muss, damit ich nicht nackt dastehe (bzw. generell kann ich nicht mit Kleidung, die ich ständig wieder zurechtzuppeln muss). Die Überlappung reicht zwar, um normal laufen zu können, aber bei einem Windstoß oder einer falschen Bewegung wird er dann doch sehr freizügig und zudem sieht man das nur halbhohe Futter. Auch hinsetzen muss geplant werden, sonst rutscht einem die unten liegende Seite auf den Sitz und man hat freie Sicht auf den Oberschenkel.


Hier sieht man ganz gut, wie durchscheinend der Oberstoff im Gegenlicht ist und warum ein Futter doch notwendig war.

Ich werde ihm im Sommer vielleicht noch einmal eine Chance im Schwimmbad geben. Über einem Badeanzug getragen fände ich das aufspringen nicht so schlimm (wobei dann noch das Problem mit dem Futter wäre, das ja bei mir offensichtlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war), angezogen im Alltag hingegen nervt es mich sehr. Im Übrigen habe ich quasi nichts, das ich mit dem Rock kombinieren kann, lustigerweise fand ich da so ein T-Shirt, dessen Druck farblich exakt passte und mir erlaubte, schwarze Schuhe dazu zu kombinieren. :mrgreen:


Und zum Finale ein "normales" Foto. Leider war mein Gesichtsausdruck auf dem so bescheuert, dass ich das nicht im Netz sehen wollte, selbst hier nicht. :oops: Aber die digitale Ergänzung drückt meine Meinung zu dem Projekt ganz gut aus. :|
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Sisu » 5. Mai 2024, 17:47

Aber der Rock fällt sehr schön!

- Vielleicht braucht er einen kleinen, unauffälligen Druckknopf oder ähnliches an strategischer Stelle, damit er nicht ganz so hoch aufklaffen kann? (Mir wäre er tatsächlich auch viel zu "luftig".)

- Für weniger Fleischerei-Outfit: Eine breite Bordüre/ Ranken /geometrische Muster (in Schwarz) stenciln oder den Stoff bedrucken.
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Bluemoon » 5. Mai 2024, 19:25

Jo, der Schwung und die Ruhe-Form sind toll!

Ich hab keine Fleischerei-assoziation, finde den Stoff eher Pfefferminzbonbon-mässig. :mrgreen:
Wegen des Aufklaffens würde ich ihn stumpf bis Minirocklänge zu næhen, sozusagen Wickelrock-fake. Dabei vmtl einen NahtRV, damit man noch rein&rauskommt. :gruebel:
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Thalliana » 6. Mai 2024, 07:55

Ich bin da auch eher bei Pfefferminzbonbon als in der Fleischerei :mrgreen: . Finde den Rock auch sehr schön, der fällt toll, kann aber durchaus verstehen, dass er dich im Alltag nervt. Vielleicht kannst du wirklich mal ausprobieren, ob du an einer Stelle einen Druckknopf anbringen kannst, so dass der Rock nicht mehr so aufspringt, sich aber trotzdem nicht komisch zusammenbauscht, wenn du dich hinsetzt.
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Zetesa » 7. Mai 2024, 09:07

Ich seh die Kittelassoziation, denke aber auch, dass eine Applikation das ändern könnte, wobei ich eher mit weiß arbeiten würde als mit schwarz.
Und der Drucknopfvariante würde ich auch eine Chance geben, wobei ich vermutlich eher mehrere nehemn würde.
Weil der Fall wirklich schön ist, aber der Rock so echt nicht alltagstauglich.
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Marzi Panik » 7. Mai 2024, 15:40

OmG, den Stoff kenne ich! :kicher:
Hatten wir damit nicht mal etwas anderes geplant? Den haben wir doch super günstig in der einen Brocki in der Länggass gefunden, oder nicht? :D Ich meine, das war ziemlich viel und wir haben den dann aufgeteilt? Schön, dass er jetzt endlich mal vernäht wurde (oder zumindest teilweise) :mrgreen:

Ich finde, der Rock fällt sehr schön - und für den Sommer finde ich ihn auch nicht zu durchscheinend. Aber es ist definitiv ein Sommerrock.

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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Morathi » 8. Mai 2024, 06:38

Der ist viel zu bonbon-ig um ein Metzgerrock zu sein und das Shirt passt ja perfekt :kicher:
Wenn er für den Alltag zu freizügig ist, kann ich ihn mir auch echt gut als Strandrock vorstellen. Der Schwung und die Leichtigkeit sind ja wirklich traumhaft. Das mit den Druckknöpfen könnte auch gehen, aber wahrscheinlich braucht man schon mehrere, damit sich das beim Sitzen dann nicht komisch beult. Aber man kann ja mit einem auf der gewünschten Höhe anfangen und dann weitere setzen falls nötig.
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Constanze » 11. Mai 2024, 16:33

Vielen Dank für eure zahlreichen Antworten, ihr mögt den Rock ja fast lieber als ich. :lol: Die Idee mit den Druckknöpfen oder dem Zunähen werde ich mal weiterverfolgen. :gruebel: Bin nicht sicher, ob das unauffällig klappt, weil ich ja den richtigen Winkel zum Schliessen treffen muss, dass es gut aussieht. Aber es würde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn ich den Rock vom Futtersaum bis irgendwo auf Hüfthöhe verschliessbar mache, dann wäre das Futter nämlich auch gut versteckt beim Laufen. :yes:

Ob ich noch Applikationen oder Deko ergänze, werde ich dann danach entscheiden, je nachdem wie ich mich darin fühle.
Marzi Panik hat geschrieben:
7. Mai 2024, 15:40
OmG, den Stoff kenne ich! :kicher:
Hatten wir damit nicht mal etwas anderes geplant? Den haben wir doch super günstig in der einen Brocki in der Länggass gefunden, oder nicht? :D Ich meine, das war ziemlich viel und wir haben den dann aufgeteilt? Schön, dass er jetzt endlich mal vernäht wurde (oder zumindest teilweise) :mrgreen:

Ich finde, der Rock fällt sehr schön - und für den Sommer finde ich ihn auch nicht zu durchscheinend. Aber es ist definitiv ein Sommerrock.
Ja, ich glaube da war mal was. :D Wenn ich mich recht entsinne, wollten wir daraus zwei Turnürenkleider nähen, aber das wäre angesichts der "Dünne" völlig unpassend gewesen, wenn ich mir den Stoff so ansehe. Zudem werde ich das wohl mein Lebtag nicht mehr realisieren, so ein Projekt lockt mich aktuell überhaupt nicht mehr. :oops: Aber kann das sein, dass wir ihn geteilt hatten und du mir deine Hälfte zurückgegeben hattest, als du damals umgezogen bist? In jedem Fall habe ich zwei Abschnitte, du darfst also gerne den nicht angeschnittenen Teil zurücknehmen, wenn du ebenfalls Pfefferminz-Fleischerei-Projekte realisieren möchtest. :mrgreen:
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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon KimKong » 12. Mai 2024, 13:27

Hihi also ich mag den Pfefferminz Bonbon Rock! Vielleicht auch einmal mit einer hHeftnaht von Hand zunähen und gucken, wie es dir Zuhause gefällt zum sitzen/ gehen? :mrgreen:
The Wheel of time turns, and Ages come and pass, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth comes again. In one Age, called the Third Age by some, an Age yet to come, an Age long past, a wind rose in the Mountains of Mist... RIP Robert Jordan

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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon Marzi Panik » 14. Mai 2024, 14:02

Constanze hat geschrieben:
11. Mai 2024, 16:33

Ja, ich glaube da war mal was. :D Wenn ich mich recht entsinne, wollten wir daraus zwei Turnürenkleider nähen, aber das wäre angesichts der "Dünne" völlig unpassend gewesen, wenn ich mir den Stoff so ansehe. Zudem werde ich das wohl mein Lebtag nicht mehr realisieren, so ein Projekt lockt mich aktuell überhaupt nicht mehr. :oops: Aber kann das sein, dass wir ihn geteilt hatten und du mir deine Hälfte zurückgegeben hattest, als du damals umgezogen bist? In jedem Fall habe ich zwei Abschnitte, du darfst also gerne den nicht angeschnittenen Teil zurücknehmen, wenn du ebenfalls Pfefferminz-Fleischerei-Projekte realisieren möchtest. :mrgreen:
Ja, ich glaube, ungefähr so was das. Neeee, ich brauch den Stoff auch nicht :mrgreen:

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Re: Nähen durch die Jahrzehnte - die 2010er, S. 6

Beitragvon charly » 14. Mai 2024, 17:50

Hatte ein bisschen aufzuholen.
Die 80er-Jahre-Jacke find ich ganz cool.
Die Assoziation mit einem noch älteren historischen Schnitt kann ich voll nachvollziehen; sie wurde sich vermutlich gut mit einem sehr aufgeplusterten Rock auch machen. Vielleicht so ein hexiges Fetzen-Tütü. :mrgreen:

Bei dem Rock wär ich vermutlich wahnsinnig geworden, so wie Du das beschreibst. Respekt, dass Du ihn nicht direkt in die Tonne befördert hast.
An sowas wie Schwimmbad- oder Strandrock hab ich auch gedacht, als ich gesehen hab, wie durchscheinend er ist. Vermutlich wäre Futter dafür wieder raustrennen/schneiden Dir aber nicht so lieb?
(Macht mich bitte auf Fehler und -ismen aufmerksam, am liebsten per PN.)

Mein Name wird übrigens klein geschrieben.


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