Miss Guided hat geschrieben: ↑14. Apr 2020, 01:14
Ich habe also angefangen, mir dein Bücherregal auf's Tablet zu laden ^^ Direkt ohne Warten auf ein freies Exemplar konnte ich 'Pixeltänzer' und 'Der Vogelgott' genießen.
Beides genau die richtige Lektüre für mich, der Thread hat mich also jetzt schon sehr bereichert, danke dafür!
Oh wie toll, das freut mich
Ach, der Vogelgott wäre auch fast in die nähere Auswahl gekommen, aber arg... so viele Bücher, so wenig Kapazität ^^
Ich habe mich heute früh aus dem Dilemma geschaukelt. Tatsächlich wäre, was Du schreibst, der beste Grund für
Alice in Bed gewesen. Aber ich mag es auch ein bisschen so interessante Dinge zu strecken, wie als würde man sich eine besondere Süßigkeit sehr gut einteilen. Deswegen habe ich mich für ein anderes entschieden. Und auch, weil mein Hirn gerade ein bisschen danach gelechzt hat, weil es so zeitgeistig daherkommt und eines der zuletzt viel beschworenen Pandemiebücher sein kann. Überall tauchen Empfehlungen auf, was man ausgerechnet jetzt in selbsgewählter "Isolation" besonders mit Gewinn lesen kann. (Ich finde das je ein bisschen niedlich, ich lese immer mit Gewinn Bücher und allermeistens passen sie sehr gut in mein derzeitiges Leben, dann ich weiß ganz tief in mir, sonst würde ich es gerade nicht lesen.) Würde ich so eine Empfehlung aussprechen, wäre es vermutlich auch:
What Not. A Prophetic Comedy von Rose Macaulay.
Warum könnte es ein gutes Krisenbegleitbuch sein? Der Roman entstand während des Ersten Weltkrieges. Er sollte ursprünglich 1918 voröffentlicht werden, erschien aber wegen notwendiger Anpassungen erst ein Jahr später. Dieses Buch wurde also vor gut 100 Jahren geschrieben. Es ist ein "Was wäre wenn"-Buch, ein Buch, das ausgehend von den verheerenden Folgen eines nicht näher bezeichneten "Great War" denkt, wie sich die Gesellschaft weiter entwickelt. Welche Maßnahmen sie zu einer erfolgreichen Gesellschaft machen kann und wie verhindert werden kann, dass eine solche neue bessere Gesellschaft die alten Fehler wiederhoft. Dabei ist zunächst die Frage offen: Sind es gute Maßnahmen? Sollte eine Gesellschaft so sein? Was gibt sie dafür auf? Denn wie es immer so ist, werden diese Maßnahmen verordnet, wird die Gesellschaft zur Einhaltung selbiger von einer mächtigen Instanz des Staates überwacht; hier dem Ministry of Brains. Dieses Ministerium klassifiziert u.a. die geistige Leistungsfähigkeit eines jeden Menschen und überwacht die Einhaltung der erlassenen Regularien: Es ist genau festgehalten welche Menschen eine Ehe eingehen dürfen, aus der Kinder entstehen, um nicht nur nicht bestraft, sondern gegebenenfalls auch gefördert zu werden. Strafe wird zumeist in Form von Steuern auferlegt. Je weniger förderlich das gezeugte Kind für die Gesamtgesellschaft ist, desto höher fallen die Steuern auf dieses Kind aus.
Auf dem Klappentext des Buches steht eine Aussage von Sarah LeFanu über diesen Roman: Sie sagt, dass Macaulay einen semi-satirischen Roman geschrieben habe, der von sozialer Kontrolle und dem Konflikt zwischen dem persönlichen Verlangen und dem Gemeinwohl handle. Was mehr gibt es gerade über unsere aktuelle Lage zu sagen? Es ist genau das. Wir erfahren Regulation und Einschränkung persönlicher Freiheit und ziehen für eine gesamtgesellschaftliche Verbesserung mit. Aber wo sind die Grenzen und wie gehen wir mit ihnen um? Ich denke es ist die richtige Zeit jetzt dieses Buch zu lesen, dieses Gedankenspiel mit all seiner Relelanz gerade jetzt nachzuvollziehen.
Ich bin bisher auf Seite 25 angelangt. Die ersten Seiten fielen mir tatsächlich sehr schwer. Macaulay hat einen wunderbaren Stil, aber nicht unbedingt den leichtesten, wenn man nicht ständig englische Texte konsumiert, finde ich. Schön verschachtelte, langatmige Sätze, die ins poetische ausufern können. Laut lesen macht unglaublich Spaß. Aber aufgrund des Vokabuars (100 Jahre) muss ich hier und da doch schon öfter mal den Übersetzer bedienen. Ich habe das Gefühl, dass vielleicht einige veraltete Begriffe dabei sind. Oder Macaulay hat sich einfach aus einem unglaublich umfangreichen Wortschatz bedient. Oder mein Englisch ist wirklich so kümmerlich. Aber wie gesagt, inswischen habe ich mich eigentlich ganz gut eingelesen. Bin guter Dinge das Allermeiste zu verstehen, auch wenn mir vielleicht einige Nuancen abhanden kommen.
Die Stickerei formt sich auch schon in meinem Kopf. Ich denke es läuft auf ein hübsches Rot hinaus, vermutlich eher etwas dunkler, als heller. Für die Schrift werde ich mich wieder nach etwas jugendstiligem umsehen.