...wie hier Skylla kürzlich so treffend feststellte.
Es begann im Frühling mit der Frage, ob ich nicht bei Video-Sitzungen meine Hände mit irgendetwas beschäftigen könnte. Ich kam auf den dummen Gedanken, Kreuzstich zu versuchen. Spoiler: klappt nicht. Die Ausführung ist zwar einfach weil ja Löcher und Stiche vorgegeben sind, aber ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, abzuzählen. Stiche, Abstände, alles mögliche. Nach einer halben Sitzung, zwei Fehlern in der Stickerei und diversen nur halb mitbekommenen Traktanden verwarf ich das Vorhaben.
Vor wenigen Wochen nahm ich die Stickerei dann wieder zur Hand und begleitet von der reich bestückten ARD-Mediathek (viel zu viel Lebenszeit verwende ich auf »Polizeiruf 110«) beendete ich sie, nicht ohne weitere Widrigkeiten: Nach ca. der Hälfte wurde mir klar, dass mein Garn nicht reichen würde. Nachkaufen ging nicht, war eine uralte Packung und eigentlich will ich meine Bestände ja reduzieren. Also nahm ich einfach diverse Reste aus dem grün-blau Spektrum gemäss dem Motto »It's not a bug, it's a feature«. Und zum Motiv passt das ja auch irgendwie.
Tja, und was macht man dann mit einem gestickten Pfau von der Größe eines Desserttellers? Recht schnell kam ich auf den Gedanken, ein Kissen zu machen. Das Motiv stammt aus einem chinesischen Stickheft aus den 1920ern und besonders aus dieser Zeit hatte ich so gefältelte, runde Kissen im Kopf, damit war meine Idee klar: Stoffstreifen als Ring um die Stickerei nähen und in Falten legen.
Aber dafür brauchte ich ja auch ein Mittelteil auf der Rückseite. Aus demselben Heft fiel die Wahl auf ein (leider nur fast) rundes Blumenmotiv, bei diesem verwertete ich dann weitere Grünreste sowie diverse Rosatöne. Ebenso bedeutete es übrigens das Aufbrauchen dieses fürchterlich blauen Stoffs, auf dem man eher schlecht sticken kann, weil er zu sehr glänzt.
Am Ende gab es dann ein lustiges Rechnen: Wie groß soll mein Kissen werden, wie breit muss der Stoffstreifen bei zwei verschiedenen Kreisen in der Mitte sein und was ist dann der Umfang, sprich, wie lang muss mein Streifen sein und habe ich genug Stoff da. Oder anders herum: Wie viel Stoff habe ich und wie groß kann mein Kissen damit werden und wie breit wäre dann noch der Streifen und gefällt mir das *kopfrauch*. Ich mag ja das Mathematische am Nähen. Verfügbarkeit und zufällig thematisch perfekt passende Farbe ließen die Wahl dann auf diese pfauenblaue Wildseide für den Rand fallen.
Also, Bilder: Schlussendlich wurde das Kissen ca. 45cm im Durchmesser (der Pfau hat 20cm Ø, die Blumen 16cm Ø). Ich habe aus weissem Baumwollstoff ein Innenkissen genäht und das mit Stoffresten und Füllwatte gefüllt. Die Breite des Stoffstreifens habe ich vorher genau zugeschnitten, zu einem Ring genäht und die Nahtzugaben oben und unten umgebügelt. Dann die erste Stickerei auf das Kissen gelegt, den Stoff in Falten darauf festgesteckt und mit der Hand angenäht, so, dass ich das Innenkissen nicht mit einfasse. Dasselbe dann noch auf der Rückseite.
Ganz glücklich bin ich nicht, ein paar der Farben hätte ich schöner aufteilen können und warum die Blumen-Vorlage vorgab, diese beiden Schnörkel rechts nicht auch in der Farbe des Rahmens zu machen, verstehe ich nicht und hätte ich im Nachhinein anders gemacht. Aber irgendwas ist ja immer und die Blumen sind auch recht eierig eingenäht, also bleibt der Pfau die Schauseite.
Gleichzeitig bin ich aber sehr begeistert, dass mein Plan mit dem gefalteten Streifen so aufgegangen ist, die Falten noch toller wirken als in meiner Vorstellung und das Kissen im Halbdunkel ganz wunderbar strahlt.
Damit kann der Winter und dunkle Abende mit Tee und Buch auf noch einem Kissen mehr auf meinem Sitzsack kommen. Und ganz nebenbei habe ich den Grundstein für ein mondänes Art Déco-Boudoir gelegt.
PS: Im Woll-Bereich, weil die Stickerei der aufwändigere Teil des Projekts und zentrale Teil des Projekts ist.